Leseprobe
Die Sammlung Farbenlehre € € € 121 kreise um Goethe, Fechner, Hering, Wundt, Ostwald oder Baumann/Prase, deren Nachfolge und lokale Zentren wie Jena/Weimar, Leipzig/Großbothen, Dresden oder Aue (Bendin 2008). Einbezogen in die Diskussion des Entwicklungskonzeptes waren auch Sammlungsexperten aus verschiedenen Hochschulen. Der interdisziplinäre Ansatz sollte auch die angestrebte Funktion der Sammlung als ver- netzendes Bindeglied zwischen den beiden historischen, lange bereits an der Dresdner Uni- versität zum Komplex Licht und Farbe existierenden fachspezifischen Sammlungen beför- dern, der Historischen Farbstoffsammlung am Institut für Organische Chemie und der Her- mann-Krone-Sammlung zur wissenschaftlichen Photographie am Institut für Angewandte Photophysik (vormals Wissenschaftlich-Photographisches Institut). Als vielleicht wegweisendes Omen für die neue Sammlung könnte das Zusammenfallen ihrer Gründung mit dem 100. Geburtstag eines der bedeutendsten deutschen Farbwissen- schaftler angesehen werden, dessen Herkunft und Werdegang aufs Engste mit der TH/TU verbunden war. Der in Dresden geborene Manfred Richter – im Ausland wegen seiner außer- ordentlichen Kompetenz anerkennend als deutscher »Farbenpapst« bezeichnet – studierte hier Physik und diplomierte bei Robert Luther am Wissenschaftlich-Photographischen Insti- tut (WPI), wurde dort 1938 bei August Klughardt über das Schrifttum zu Goethes Farbenlehre promoviert, bevor er sich in Berlin ganz der Farbforschung widmete. Auf Richter geht die Gründung der Deutschen farbwissenschaftlichen Gesellschaft (DfwG), mehrerer Farbnor- menausschüsse sowie die verdienstvolle Zeitschrift »Die Farbe« zurück (Bendin 2003 und 2006; Mauersberger 2008). Klughardts Agfa-Farbentafeln für Farbenfotografie, Dresden 1950 Eine der Farbtafeln zur Prüfung der Farbwiedergabe, die unter Anleitung von August Klughardt mit Farbmus- tern von Baumann-Prase amWissen- schaftlich-Photographischen Institut um 1950 als Referenztafeln für den VEB Filmfabrik Agfa Wolfen herge- stellt wurden (Tafel mit achtteiliger Graureihe und 12 Farbtönen in je 5 Sättigungsstufen). Die Farbenlehre ist die Wissenschaft von der farbigen Erscheinung, die uns durch den Gesichtssinn vermittelt wird, also von der Farbempfindung… Gerade diese Tatsache erschwert die Aufstellung einer allgemeingültigen Farbenlehre sehr, und der größte Teil dessen, was an Gesetzmäßigkeiten bisher aufgefunden worden ist, be steht aus Gesetzen für den Farbreiz. Richter 1940, S. 1
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