Leseprobe
68 Ein frühes Selbstbildnis von Rubens Abb. 2 PETER PAUL RUBENS Selbstbildnis um 1615 Öl auf Holz, 78×61 cm Florenz, Galleria degli Uffizi seines heutigen Zustands, schwer zu sagen ist, wann oder von wem dieses Werk gemalt wurde). Außerdem könnte es wegweisend für das Assistenzporträt gewesen sein, das Rubens seiner berühmten Anbetung der Könige (Abb. 4) hinzufügte, als er das 1609 für das Antwerpener Rathaus geschaffene Gemälde 20 Jahre später in Madrid vergrößerte und überarbeitete. 16 Es ist bezeichnend für Rubens, dass er – wie auch bei seinen Kopfstudien – wiederholt auf Porträtstudien zurückgriff. Das in Italien entstandene Modell nahm er 1608 mit nach Antwerpen, wo es noch einige Male Verwendung fand. Gleichwohl scheint es plausibel, dass die Porträtstudie ursprünglich für ein anderes Gemälde angefertigt wurde. Elizabeth McGrath stellte 1981 in einem Beitrag über Rubens, die Gonzagas und Die von der Familie Gonzaga verehrte Heilige Dreifaltigkeit (Abb. 5) – eines von drei Rubensgemälden, die einst die Cappella Maggiore der Jesuitenkirche Santissima Trinità in Mantua schmückten – eine Verbindung zwischen der Porträtstudie und dem Selbstporträt her, das der Künstler verschie- denen Mantuaner Beschreibungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert zufolge in dieses später ver- stümmelte Meisterwerk eingefügt hatte. 17 Es scheint, dass die Porträtstudie eigens als Vorberei- tung auf das hier eingebettete Selbstbildnis gemalt wurde. Rubens war im Mai 1600 nach Italien aufgebrochen und kam im Juli in Venedig an. Fast sofort wurde er von Vincenzo I. Gonzaga, Herzog von Mantua, Spross einer Mäzenatenfamilie und Erbe einer der bedeutendsten Kunstsammlungen Europas, als Hofmaler engagiert. Nachdem er einige kleinere Werke ausgeführt hatte, erhielt Rubens die prestigeträchtige Aufgabe, ein
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