Leseprobe
69 Ben Van Beneden Ensemble von drei großen, aufwendigen Kompositionen für den Chor der Jesuitenkirche zu malen. 18 Die Kirche war durch Eleonore von Österreich (1534–1594) erbaut worden, der Mutter des Herzogs, deren Grab sich vor dem Hochaltar befand. Am Dreifaltigkeitstag, dem 5. Juni 1605, wurde der ambitionierte Gemäldezyklus eingeweiht. Die riesigen Leinwände, die den Chor wie ein Fries umgaben, waren von den großformatigen Gemälden und Fresken der venezianischen Meister Tizian (um 1488/1490–1576), Veronese (1528–1588) und Tintoretto angeregt, deren Werke die Scuole , Kirchen und öffentliche Gebäude Venedigs schmückten. In der Mitte über dem Altar hing Die von der Familie Gonzaga verehrte Heilige Dreifaltigkeit (Pala della Trinità) , während die Seitenwände mit Szenen aus dem Neuen Testament geschmückt waren, in denen die Dreifaltigkeit sich offenbart: Die Taufe Christi (siehe Abb. 2, S. 54) und Die Verklärung . Für diese Gemälde ließ sich Rubens von Werken Raffaels (1483–1520), Tintorettos und Michel angelos (1475–1564) sowie von antiken Skulpturen inspirieren, zum Beispiel dem als spinario bekannten Dornauszieher und dem Laokoon . Das Ensemble in der Cappella Maggiore war die große und staunenswerte Summe all dessen, was der junge Rubens bis dahin in Italien gesehen und gelernt hatte. Als Kulisse für die Pala della Trinità wählte Rubens eine zweigeschossige, offene Loggia mit salomonischen Säulen, die an die überwältigenden Szenografien von Veronese erinnerte. In der vorderen Bildmitte sind Vincenzo I. Gonzaga und seine Frau Eleonora de’Medici gemeinsam mit den verstorbenen Eltern des Herzogs zu sehen. Im Himmel über ihren Köpfen entrollen Engel Abb. 3 PETER PAUL RUBENS (?) Selbstbildnis um 1615 Öl auf Leinwand, 52,7x40,7 cm Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Abb. 4 PETER PAUL RUBENS Anbetung der Könige 1609, 1628/29 überarbeitet Öl auf Leinwand, 355,5×493 cm Madrid, Museo del Prado (Detail)
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