Leseprobe
100 Die dendrochronologische Untersuchung Abb. 2 PETER PAUL RUBENS UND WERKSTATT Octavianus Augustus, Rückseite vor 1600 Öl auf Holz, 68,5×52,5 cm Staatsgalerie Stuttgart Abb. 3 PETER PAUL RUBENS UND WERKSTATT Caius Caligula, Rückseite vor 1600 Öl auf Holz, 68,5×52,5 cm Staatsgalerie Stuttgart Extremwerten von neun beziehungsweise 36 Jahresringen. Bei Holz aus dem RaumWestdeutsch- land/Niederlande dagegen ist von einem Minimum von sieben Splintholzjahren auszugehen und einem Median von 17 Splintjahresringen, wobei 50 Prozent der Werte in der Spanne zwischen 13 und 23 Jahren liegen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Splintholzjahre abhängig vom Alter eines Baumes. Hier ist bei älteren Bäumen eine höhere Anzahl von Splintholzjahresringen zu erwarten. In der folgenden Tabelle sind nun die Anzahl der Bretter bei den einzelnen Gemälden auf- gelistet, die Anzahl der Jahresringe bei den einzelnen Brettern sowie die jeweils jüngsten Jahres- ringe. Daraus folgt dann ein frühestes und ein wahrscheinliches Fälldatum. Um das frühestmög- liche Fälldatum anzugeben – vor diesem Zeitpunkt kann das Gemälde nicht entstanden sein –, müssen somit mindestens sieben beziehungsweise neun Splintholzjahresringe dem letzten vor- handenen Kernholzjahresring hinzugerechnet werden. Das wahrscheinliche Fälldatum kann durch Addition des Medians von 15 beziehungsweise 17 Jahresringen erreicht werden. Es muss dabei jedoch immer bedacht werden, dass neben abgetrennten Splintholzjahresringen auch noch Kern- holzjahresringe entfernt worden sein können. Die Datierung des jüngsten vorhandenen Jahres- rings in der Tabelle ist jahrgenau, ebenso wie das früheste Fälldatum, während das wahrschein- liche Fälldatum einen Schätzwert darstellt. Bei einer dendrochronologischen Altersbestimmung kommt eine weitere Unsicherheit in der Zeitspanne zwischen Fällung eines Baumes und seiner Verwendung hinzu: Zahlreiche dendro- chronologische Datierungen von bauhistorischen Objekten mit bekanntem Baudatum belegen, dass das Holz normalerweise gleich nach seiner Fällung genutzt worden ist, weil es sich saftfrisch leichter bearbeiten lässt. Auch für Kunstobjekte gibt es Erfahrungswerte. Bei Gemäldetafeln liegen beispielsweise nur wenige Jahre zwischen der Fällung des Baumes und der Bemalung der Holztafeln. Für Eichen- und Buchenholztafeln des 16. und 17. Jahrhunderts ergaben sich Lager- zeiten des Holzes von überwiegend zwei bis acht Jahren.
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