Leseprobe
44 Seit der Frühgeschichte wurden Gesteine nach empirisch gewonnenen Kenntnissen über Bearbeitbarkeit undWiderstands- fähigkeit ausgesucht und verwendet. DieWissensträger zu deren Bewertung waren wohl zunächst die Klosterbewohner, Mönche, Nonnen und Handwerker. Ein erhebliches Maß an handwerkli- chemWissen und Erfahrungen kam zudem den Gotteshausleu- ten zu, die im Dienste der Klöster standen und zur Lebensfähig- keit ihrer Abtei beitrugen. 2 Für die Region Chemnitz war es ein Benediktinerkloster, einem Orden zugehörig, dessen Baumeister mit Bauwerken in Cluny, Maria Laach und an anderen Orten bereits Maßstäbe gesetzt hatten. Die europaweit gesammelten Erfahrungen dürften auch im Kloster des Ordens nahe der später entstandenen Stadt Chemnitz eingegangen sein. 3 Erfahrungen kamen aber ebenso mit den handwerklich be- wanderten Siedlern selbst, die Steinbearbeitung von ihrer frühe- ren Heimat her kannten. In den Tälern der Flüsse Würschnitz, Zwönitz und Chemnitz mussten sie zunächst erfahren, dass ge- eignetesWerksteinmaterial für Bauwerke und die Prinzipalstücke der Ausstattung – beispielsweiseTaufsteine – in den Kirchen nicht zurVerfügung standen. Hier gab es nur verschiedene Schiefer zu finden, die gerade noch zu einfachem Mauerstein, nicht aber als Werkstein für anspruchsvollere Zwecke geeignet waren. Ins besondere fehlte es an behaubarem Stein für Taufsteine, Bau- schmuck und weitere Utensilien im Umgang mit Religiosität und Aberglauben. Das um 1180 etwa einen Kilometer südlich vom heutigen Chemnitzer Stadtkern lokalisierteVorkommen des sogenannten Kristalltuffs war nur zeitlich begrenzt gewinnbar und das Material zudem nur bedingt verwendbar. 4 Was lag also näher, als sich das erforderliche Gerät von dort zu beschaffen, wo sowohl das Material als auch die Gewerken zur Steinbearbeitung vorhanden waren? Vielfach dürften die Kenntnisse der Steinbearbeiter darüber aus ihrer alten Heimat stammen, oder sie hatten sie auf ihrer Reise in die Siedlungsge- biete aufgenommen. Nicht zu unterschätzen sind die mündli- chen Kommunikationsmöglichkeiten im Mittelalter, ohne dass Aufzeichnungen hinterlegt wurden. So sind doch recht außer- Abb.2 Informationen über das Material der Dämonenköpfe im Schloßbergmuseum im Chemnitzer Amtsblatt Nr.41 (2018)
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