Leseprobe

68 Die Nebenaltäre der Klosterkirche Da wir aus dem Hochmittelalter über die Nebenaltäre in der Chemnitzer Klosterkirche nichts wissen, ist es nützlich, die so- genannte Filiation zu Hilfe zu nehmen, das heißt die Linie der Kloster-»Ahnen« zurückzuverfolgen. Leider ist uns von der Mut- terabtei Pegau kaum etwas zur Kirche überliefert. Corvey, das Pegau und vielen anderen Klöstern der Region die Hirsauer Reform vermittelt hatte, 10 kann nicht herangezogen werden, da die mächtige Kirche dieser Reichsabtei noch aus der Karolinger- zeit stammte und für eine Neugründung Hirsauer Prägung kein Vorbild gewesen sein dürfte; abgesehen davon wurde alles (außer demWestwerk) im 17. und 18. Jahrhundert überbaut. Doch von Hirsau selbst kennen wir die elf Altäre der zweiten Klosterkirche (1091) sowie ihre Lage, ihre Patrone (Abb. 3) und die dort ver- ehrten Reliquien; 11 auch in der Zeichensprache dieses Klosters wurden elf Spezialzeichen für die verschiedenenAltäre genannt. 12 St. Peter und Paul in Hirsau wiederum war nach demVorbild von Cluny II (vor 980) entstanden, das 13 Altäre hatte (Abb. 2). 13 DesWeiteren müssen die beiden (ebenfalls zur Hirsauer Re- form zählenden) Hausklöster des Chemnitzer Stifterpaars zum Vergleich herangezogen werden. In der Klosterkirche St. Peter und Paul zu Königslutter, der Grablege Kaiser Lothars, sind Nebenaltäre erst im Spätmittelalter bezeugt (zuerst 1287 der Kreuzaltar). In der romanischen Kirche in St. Blasius in Northeim, dem Fami- lienkloster von Richenza, standen zehn Nebenaltäre (Abb. 4), außerdem wurden eine Marien- und eine Georgskapelle genannt; in der Nikolaikapelle wurde die Grafenfamilie beerdigt. Glücklicherweise sind von dem Benediktinerkloster, das Chemnitz am nächsten liegt und das zudem direkt von Hirsau aus gegründet worden ist, die Altarweihen überliefert: Bosau (bei Zeitz) hatte sechs Altäre, 14 die 1121 und 1124 geweiht wor- den sind (Abb. 4). Aus dem benachbarten Bürgel ist 1150 die Weihe von sieben Altären überliefert. Abb.2 Cluny II: Lageplan der Ostpartie: Kirche 950–981 (Abt Majolus) Kloster 980–1040 (Abt Odilo) Abb.3 Hirsau, St. Peter und Paul: Lageplan der Ostpartie mit Altären (um 1100)

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