Leseprobe
9 Die für die Geschichte von Benediktinerkloster und Stadt Chem- nitz wesentliche Urkunde aus dem Jahr 1143 ist kürzlich von dem Mittelalterhistoriker Martin Clauss in einem öffentlichen Vortrag im Schloßbergmuseum der Stadt Chemnitz ins Visier genommen worden. Es handelt sich um die Bestätigungsurkunde von König Konrad III. für die Gründung des Benediktinerklosters an der Kameniza, dem heutigen Chemnitz-Fluss. 1 Und es ist zu- gleich die erste Urkunde, die den locus kameniz dictus nennt. Die Urkunde ist abgedruckt im Urkundenbuch von Stadt und Klos- ter Chemnitz, das im Rahmen des Codex diplomaticus Saxoniae regiae (CDS) erschienen ist. 2 Das 875-jährige Jubiläum bot Anlass, die Urkunde aus Sicht der Diplomatik einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Ei- nige Auffälligkeiten wie zum Beispiel ein Siegel mit einem von den sonstigen Siegelbildern von Konrad III. völlig abweichenden Bildnis sowie auch Schriftvergleiche mit einer Urkunde für Plauen aus dem Jahr 1122 führten denVortragenden schließlich Karlheinz Hengst Abb.1 Marktrechtsprivileg für das Kloster Chemnitz, 1143, Hauptstaatsarchiv Dresden, Nr.54 zu Zweifeln an der Echtheit der Urkunde. Insbesondere äußerte er Zweifel am Ausstellungsjahr und damit an der tatsächlichen Ausfertigung im Jahr 1143. Als eher wahrscheinlich wurde nach Urkundenvergleichen für die vorhandene Urkunde eine Nieder- schrift bzw. Abschrift oder eventuell gefälschte Zweitausferti- gung aus den Jahren um 1220 bis 1226, also aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, erwogen. Den Anstoß hatte wohl ganz wesentlich das eindeutig dem 13. Jahrhundert zuzuordnende Siegel gegeben. Hinzu kam, dass eine Verfälschung aus späterer Zeit klar erkennbar war. Das allerdings war in der Fachliteratur schon lange bekannt und betraf die Rasur mit späterem Nachtrag in einer Zeile. Die Urkunde ist in ihrem Inhalt bedeutungsvoll sowohl für die Klostergeschichte 3 als auch für die Besiedlungsgeschichte sowie die sprachlichen Verhältnisse in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts am Chemnitz-Fluss. 4 In der Diskussion wurde daher unter anderem als nötig betont, weitere Untersuchungen, insbesondere zu den Namen der in der Urkunde genannten Zeu- gen, durchzuführen. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht wurde bereits als Beweis für die Echtheit der Urkunde von 1143 auf die Namensform kameniz und auf die Namen der Zeugen verwiesen. Zur Geschichte von Kloster Chemnitz im 12. und 13. Jahrhundert. Antwort auf Zweifel an der Königsurkunde von 1143 für das Benediktinerkloster am locus kameniz
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