Leseprobe
11 Auch die nächsten Zeugen in der Urkunde gehören dann alle zum Erzbistum Magdeburg bzw. in dessen südlicher gelegenen Raum in der Mark Meißen. Nach dem Burggrafen von Magde- burg, Burcardus prefectus de Magdeburc , und comes Hogerus (Graf Hoier von Mansfeld, RI) 10 sind außerdem Guncelinus de Crozvc als Gun- zelin von Krosigk 11 (RI), also mit Bezug auf Krosigk nördlich von Halle (Saale), 12 und Wernerus de Scudiz alsWerner von Schkeuditz (RI), einem heute zu Leipzig gehörenden Ort, einwandfrei zu- geordnet sowie auch als existent in jener Zeit nachgewiesen. 13 Das gilt ebenso für Heinricus de Rodewa – Heinrich von Rötha (RI), ein Ort südlich von Leipzig. Vergleiche dazu 1157 Henricus de Rothow in der Naumburger Bischofsurkunde (CDS I 2, Nr. 270, UBN I, Nr. 230). Unklar bleibt die Zuordnung von Ulricus et Gero fratres (vgl. allein dazu UBN I im Register mit unterschiedlichen Möglich- keiten). Siehe zu beiden auch hier nochmals etwas weiter unten. Zudem gehört Heinricus de Liznik – Heinrich von Leisnig (RI) zu einem östlich von Leipzig gelegenen Ort (vgl. dazu 1158 castrum Liznich [HONB 2, S. 311 sowie HOV 2, S. 639]); um 1170 Henricus de Liznik vor Henricus et Otto fratres de Rottowe als Zeugen in einer Bischofsurkunde (UBN I, Nr. 273). Danach folgt ein Zeuge nochmals aus größerer Entfernung: 10. Ludwicus deWippera – Ludwig vonWippera (RI). Diese urkund- liche ON-Form gehört zuWippra mit der noch heute existieren- den Burg »Altenburg« (Neuß, S. 500–502). Wippra ist jetzt Stadtteil von Sangerhausen, Landkreis Mansfeld-Südharz, mit Vuipparaha im Hersfelder Zehntverzeichnis , 1110 de Wippere, 1135 Wippera . 14 Um 1140 (Kopie des 15. Jahrhunderts) ist ein Zeuge in der Urkunde von Bischof Udo und Markgraf Konrad von Meißen comes Ludewicus deWippero (CDS I 2, Nr. 143).Weitere Belege sind 1145 Lodewicus deWipera (UBN I, Nr.172); 1145 Loˇdeuuicus deWipera (UBN I, Nr. 173); 1147 Lodewicum deWippera (UBN I, Nr. 179). Die Zeugenreihe beschließenVertreter aus dem Raum Plisni bzw. aus dem südlichen Gebiet zwischen den Flüssen Pleiße und Weida: 11. Heinricus de Altenburc – Heinrich von Altenburg (RI), sicher der Burggraf von Altenburg (1143–1189), 1155 als burcgravius genannt (UBA, Nr. 10, S. 10). 12. Gerhardus de Nubudiz – Gerhard von Nöbdenitz (RI). Nöbde- nitz südwestlich von Schmölln liegt südlich von Altenburg. 15 In diesen Raum gehört auch schließlich ein letzter falsch verorteter Zeuge: 13. Erkenbertus de Tecuiz – Erkenbert von Träglitz (RI), eine sicher verfehlte Zuordnung. Es handelt sich auch nicht um Tröglitz nordöstlich von Zeitz, 1140 (Abschrift des 15. Jahrhunderts) in Drogolice , sondern eindeutig umTegkwitz westlich vonAltenburg, mehrfach dort belegt als Edler von Tegkwitz von 1145 bis 1173 (UBA, S. 9, 12, 19). 16 14. Heinricus de Wide – Heinrich von Weida (RI). Weida südlich von Gera in Ostthüringen wurde im 12. Jahrhundert Sitz der Reichsministerialen von Weida. Heinrich I. von Weida (1130– 1172) ist urkundlich gut belegt (vgl. AUB, S. 577 und UBN I, S. 442). 17 Von den in der Urkunde aufgeführten vier Zeugen ohne Sitzangabe sind ebenso die direkt nach comes Hogerus (Hoier von Mansfeld) genannten Ulricus et Gero fratres nicht nur in der Ur- kunde von 1143 vertreten. Sie begegnen nochmals ein Jahr spä- ter 1144 in einer Urkunde von König Konrad III. als Zeugen in Merseburg als Gero et frater eius Othelricus und wieder gleich da- nach auch comes Hoigerus (RI IV.2, Nr. 137; CDS I 2, Nr. 175). Und der Zeuge Germarus von 1143 lässt sich aufgrund seiner Einord- nung nach Gerhard von Nöbdenitz und vor Heinrich vonWeida nur recht vage etwa im Raum zwischen den FlüssenWeida und Pleiße mit einem Sitz vermuten. Er tritt noch in zwei weiteren Urkunden auf: 1140 ist Germarus jeweils Zeuge vor den ministeri- ales in zweiWeiheurkunden des Bischofs Udo von Naumburg in Zeitz (UBN I, Nr. 151 und Nr. 152). Das lässt keinen Zweifel an der Existenz dieser Zeugen aufkommen. Lediglich der Zeuge Cristoferus aus der Urkunde von 1143 bleibt als einziger von 28 weltlichen Zeugen bisher unbekannt. Was kann als Ergebnis festgestellt werden? 1. Die meisten der in dem genannten Band von RI gemachten Angaben zur Urkunde von 1143 sind sicher und zuverlässig. DurchVergleiche mit weiteren Urkunden hat sich ergeben, dass die Zeugen in der Überlieferung alle ausgewiesen sind. Die Grafien der jeweiligen Burgherrensitze sind von der sprachge- schichtlichen Forschung in den einschlägigen Nachschlagewer- ken unter den heutigen Ortsnamen erfasst und behandelt wor- den. Die Schreibungen der Zeugen können insgesamt und ohne Ausnahme als zuverlässig für das 12. Jahrhundert bestätigt wer- den. Die Identität der Zeugen aus der Urkunde von 1143 ist erwiesen. 2. In drei Fällen war es möglich, auf der Basis sprachgeschicht- licher Untersuchungen gegenüber den Zuordnungen in RI 4.2, Nr. 270 neue Zuweisungen begründet vorzunehmen (Lohra, Wippra und Tegkwitz). Bei Rothenburg war lediglich präzisie- rend die Zuordnung zum Raum Halle möglich. Damit ist zu- gleich außer Zweifel, dass alle genannten Zeugen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wirklich existierten, in weiteren Urkunden nachgewiesen sind und somit auch die Urkunden- ausfertigung 1143 in Zeitz tatsächlich bestätigen konnten. Das Bistumsgebiet von Zeitz-Naumburg zur Zeit von Bischof Udo ist verständlicherweise unter den Zeugen stark vertreten gewesen.
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