Leseprobe
27 Namen und Begriffe Die Namen und Bezeichnungen für die hängenden Kunstwerke spiegeln deren Sinngehalt wider. Der Begriff Krone , der sich vom lateinischen corona ableitet, steht auch für Glanzpunkt, Spitze oder Gipfel. Daraus entstand der Name Kronleuchter , oder auch nur Krone , Crone , Crohne oder Cron , womit vor allem in Mittel- und Norddeutschland, Skandinavien und den Nieder- landen alle hängenden Leuchter bezeichnet werden. Johann Georg Krünitz definierte in seiner »Oeconomischen Encyclopädie« 1791 Kronleuchter als »ein aus mehreren Armen bestehender Leuchter, welcher an einer Schnur in der Mitte eines Zimmers hängt. Von der Aehnlichkeit mit einer Krone«. 41 Auch für die erzgebirgischen hängenden Leuchter wird in den frühesten vorhandenen Quellen vom Anfang des 19. Jahrhunderts dieser Name benutzt. 42 Die Bezeichnung Spinne für einen Kronleuchter gibt es in Polen ( šwiecznik - pająk ) und in Spanien ( arañas ). Im süddeutschen Raum, in Österreich und Frankreich sowie in einigen slawischen Sprachen ist der französische Ausdruck lustre für glänzend namensgebend gewesen und Kronleuchter werden als Lustre , Lüster oder Luster bezeichnet. 43 Formen Aus funktionalen und statischen Erfordernissen gibt es drei Grundformen von Kronleuchtern. Die einzige Form, die tatsächlich einer Königskrone ähnelt, ist die sogenannte Reifenkrone. Mit der Anordnung von Leucht- mitteln auf einem an der Decke hängenden Rad war die erste »Lichter- krone« entstanden. Neben dieser klassisch zu nennenden und bis jetzt immer wiederkeh- renden Form gibt es noch zwei weitere Varianten. Vor allem funktional waren die Arm- oder Schaftkronleuchter, deren Kerzenarme am Schaft in einer oder mehreren Etagen angeordnet sind. Sie entstanden aus einem einfachen hängenden Holzkreuz, auf dessen Enden die Leuchtmittel befes- tigt waren. Aus diesem schlichten Vorbild entwickelten sich beispielsweise die Messingkronleuchter, die heute so genannten »Flämischen Kronen« und zahlreiche weitere Varianten. Als Korbformwird die dritte Gruppe bezeichnet. Hier ist die Mittelachse, der Schaft, durch drei oder vier durchgehende seitliche Verbindungsstege in der Art eines Käfigs oder Korbs ersetzt. Der erste nachgewiesene Kron- leuchter in dieser Form, der mit Bergkristallbehang geschmückt war, ent- stand vor 1738 im Auftrag des französischen Königs Ludwig XV. (1710– 1774). 44 Es wird vermutet, dass diese Form aus dem Monogramm des Königs, dem gespiegelten »L«, entstand. 45
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