Leseprobe

29 Im ehemaligen Ostpreußen wurden spätestens seit Mitte des 17. Jahrhun- derts Kronleuchter in dieser Form aus dem Naturmaterial Bernstein, dem »preußischen Gold« gedrechselt und geschnitzt (Abb. 12). Als repräsenta- tive diplomatische Geschenke waren sie aufgrund ihres sehr leicht brenn- baren Materials nicht für den Gebrauch, sondern für die Präsentation in Kunstkammern bestimmt. Weltweit sind davon nur noch drei Exemplare erhalten geblieben. 55 In gleicher Form, nur größer, entstand am Ende des 17. Jahrhunderts ein gedrechselter und geschnitzter hölzerner Kronleuchter mit einer farbigen Fassung für die St.-Bartholomäus-Kirche in Eberholzen/Niedersachsen (Abb. 13), dessen Abschlusskugel die Signatur des Herstellers oder Stifters und das Entstehungsjahr »Hans Knaster Ano 1695« zeigt. Von Beginn an ist er lückenlos in dieser Kirche nachgewiesen. Er hat bereits alle Elemente, die 100 bis 200 Jahre später typisch für viele erzgebirgische Kronleuchter wurden: die aus einem gedrechselten Ring entstandenen Leuchterarme, deren Anschlussstellen mittels eines Wulstes zusammengefügt wurden, die zapfenähnlichen Behänge und der untere Abschluss in Form einer Traube mit seinem darüber befindlichen Blattkranz, die eichelförmigen Behänge, die kunstvoll gedrechselten und beschnitzten Teile des Schaftes, die Blumen in der obersten Etage sowie die farbige Fassung. 12 Kronleuchter mit zwölf Kerzenarmen Königsberg, 1660/1670 Bernstein gedrechselt, geschnitzt, Elfenbein, Horn gedrechselt H 89 cm, Dm 76,8 cm Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Inv.-Nr. VIII 1277 Bei diesem frühesten noch erhaltenen Bernsteinkronleuchter sind sogar die Arme aus Bernstein gedrechselt. 13 Kronleuchter mit 16 Kerzenarmen Hans Knaster (Stifter oder Hersteller) 1695 Holz gedrechselt, geschnitzt und farbig gefasst H 130 cm, Dm 90 cm Eberholzen, St. Bartholomäus-Kirche

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