Leseprobe
94 Schwebeengel oder Engelleuchter Die hängenden Engelleuchter oder Schwebeengel, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Erzgebirge verbreiteten, werden als verkleinerte Abbilder der seit der Barockzeit in zahlreichen lutherischen Dorfkirchen Mittel- und Norddeutschlands sowie Skandinaviens befindlichen Tauf-, Verkündigungs- und Jubelengel gesehen. 194 Die erzgebirgische Region nimmt mit ca. 30 noch erhaltenen barocken Taufengeln beispielsweise in Crottendorf, Dorfchemnitz, Obercrinitz, Dittersdorf bei Chemnitz, Nassau, Geising oder Zschorlau innerhalb Sachsens einen Spitzenplatz ein (Abb. 71). Diese prunkvoll gestalteten Engel, die bei Taufen als »handelnde Bildwerke« von der Decke herabgelassen wurden, müssen einen starken Eindruck auf die Kirchgänger – sicher nicht nur im Erzgebirge – ausgeübt haben. Als man sie etwa seit dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts aus den Kirchenräumen entfernte, lag das nicht daran, dass sie im Laufe der Zeit unansehnlich geworden wären. Sie wurden als »katholisch«, »papistisch« und als des lutherischen Bekenntnisses nicht würdig bezeichnet. 195 Zu 71 Taufengel Gottfried Ullrich (1664–1748) Zwönitz 1702 Holz geschnitzt und farbig gefasst Kirche Dorfchemnitz Der menschengroße Engel, der als handelndes Bildwerk bei Taufen von der Decke heruntergelassen wurde, trägt seit dem Ende des 19. Jahrhun- derts keine Taufschale mehr. Das Spruchband erhielt er 2013.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1