Leseprobe
112 Mindestens vier und zuweilen mehr in alle Richtungen schauende Adler, manchmal mit einer Krone mit Kreuz darauf, manches Mal mit einer Art Reichsapfel und Zepter und oft auch mit einer Blume statt Zepter, deko- rieren die erzgebirgischen Adlerkronleuchter. Ihre farbenfrohe und äußerst abwechslungsreiche Bemalung lässt eher an eine Parodie der Wappentiere denken, die die Abschussadler vom Vogelschießen als Vorbild hatten. Eine große Zahl dieser Adlerkronleuchter in den unterschiedlichsten Varianten und Farbfassungen sind in Museen und Privatsammlungen erhal- ten, zwei imMuseum für Sächsische Volkskunst (Abb. 91, 92). Kronleuchter, bei denen die Adler mit ihren ausgebreiteten Flügeln eher den Wappen- tieren als den Abschussadlern ähneln, existieren ebenfalls. 219 91 Adlerkronleuchter mit sechs Armen mit Rüböllampen Ehrenfriedersdorf, 2. Hälfte 19. Jahrhundert Holz gedrechselt, gesägt, geschnitzt und farbig gefasst, Figuren aus Masse geformt, Papier bemalt, Messing H 39 cm, Dm 36 cm Museum für Sächsische Volkskunst Dresden, Inv.-Nr. G 10258 92 ® Adlerkronleuchter mit 18 Kerzenarmen Hilmersdorf 1895 Holz gedrechselt, gesägt, beschnitzt und farbig gefasst, Papier, Pappe, Glaskugeln H 90 cm, Dm 65 cm Museum für Sächsische Volkskunst Dresden, Inv.-Nr. G 6327 Der außergewöhnlich reich geschmückte Leuchter hat einen gedrechselten Schaft nach dem Vorbild der Messingkronleuchter. Die in drei Etagen aufgeteilten Kerzenarme sind als Schlangen gestaltet, deren Köpfe in Richtung Schaft zeigen, an dem sie befestigt sind. Unterer Abschluss des Leuchters ist die den Heiligen Geist verkörpernde Taube. Zwischen den Armen der unteren und mittleren Etage stehen auf kleinen Brettchen Krippen- figuren von Friedrich Ferdinand Müller (1835–1892) aus Seiffen. In der oberen Etage wurden zwischen die kerzentra- genden Schlangenarme mehrere Adler mit Krone und Kreuz und eine Blume eingefügt. Oberer Abschluss ist eine geschnitzte und bronzierte Sonne.
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