Leseprobe

116 1922 Am 10. Januar wird Günther Blau als ältester Sohn von Walter und Ida Blau in Wuppertal- Elberfeld geboren. 1940 Beginn der Ausbildung zum Bildhauer in der Klasse von Sepp Mages an der Kunstakademie Düsseldorf. Möglicherweise nimmt er auch an den Malkursen von Franz Doll teil. 1941 Einberufung zum Reichsarbeitsdienst, danach Soldat in Russland. Trotz der schwierigen Umstände entstehen Zeichnungen, zum Beispiel Bildnisse von Krimtataren. 1944 Günther Blau erleidet auf der Krim eine schwere Verletzung, die zur Amputation des rechten Beines führt. Über Rumänien und Ungarn wird er nach Krakau transportiert und schließlich nach Ebers­ walde verlegt. Noch vor Kriegsende Übersiedlung nach Elnhausen bei Marburg, wo er bei der Mutter seines gefallenen Kriegskameraden Lutz Krüger Unterkunft findet. 1946 Wegen seiner schweren körperlichen Einschrän­ kung gibt er seinen Traum, Bildhauer zu werden, auf und beginnt stattdessen ein Studium der Malerei bei Hans Gött an der Münchner Akademie und bei Paul Mildner in Rottach am Tegernsee. 1947 Erste Italienreise, alleine, ohne Geld und Papiere. Per Anhalter und zu Fuß überquert er die Alpen am Timmelsjoch und reist weiter durch Italien bis nach Sizilien. Unterkunft und Verpflegung findet er vor allem in Klöstern; etwas Geld verdient er mit Porträtarbeiten. 1948 Rückkehr nach Deutschland, zeitweise in Rottach und Halsdorf bei Marburg. Neben Landschaften malt Blau Kopien nach Werken anerkannter Künstler (u. a. Vermeer, van Gogh). Im Herbst erneuter Auf­ bruch nach Italien – wieder ohne Papiere und bei der Grenzüberquerung getarnt durch um den Körper gebundene Tannenzweige. Es folgen Orts­ wechsel in Deutschland und jährliche Italienreisen. 1951 Hauptwohnsitz in Gisselberg bei Marburg. Bilder entstehen nun weniger in der Natur, sondern meist nach Skizzen und Fotografien im Atelier. Lebensdaten Günther Blau, zeichnend, 1941/44 1952 Aufnahme des Studiums bei Kurt Wehlte und Wilhelm Schnarren­ berger an der Akademie in Karlsruhe. Entwicklung einer strengeren Formen­ sprache mit zurückhaltender Farbig­ keit. Fokus auf Stillleben und Stadtland­ schaften. 1952/54 Teilnahme am Unterricht des Universitätszeichenlehrers Johann Heinrich Höhl in Marburg, wo Blau druckgrafische Techniken erlernt. Regelmäßige Beteiligung an Ausstel­ lungen in Marburg, Gießen und Wuppertal. 1954 Erste Einzelausstellung im Marburger Café »Kirchspitz­ klause«. In den Folgejahren ent­ stehen Werke in verschiedensten künstlerischen Techniken: Gemälde, Zeichnungen, Holz- und Linolschnitte sowie Kleinplastiken. Darüber hinaus verfasst er Kinder­ geschichten und humoristische Texte, die u. a. in Satire-Zeitschrif­ ten veröffentlicht werden.

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