Leseprobe
13 Der Erfolg Günther Blaus seit den 1970er Jahren hatte auch mit einer Wiederentdeckung von Tendenzen des Realismus und der Neuen Sach lichkeit der 1920er Jahre zu tun. Die Entwick lung der Kunst im 20. Jahrhundert wurde zunehmend als ein breites Spektrum von Mög lichkeiten verstanden, und nicht mehr als eine geradlinige Entwicklung mit dem klaren Ziel der Abstraktion. Ein entscheidender Faktor für die überregio nale Präsenz war das Frankfurter Kunstkabinett von Hanna Bekker vom Rath. Das lag nicht nur an den dortigen Ausstellungen, zu denen erste Kataloghefte erschienen, sondern auch am weit gespannten Netzwerk der Galerie und dem großen Engagement des unermüdlichen Joachim Cüppers, dem wichtigsten Mitarbeiter der Gale ristin. Auf seine Initiative hin fanden Aus stellungen in etlichen Goethe-Instituten italieni scher Städte statt sowie in Detmold, Paderborn, Osnabrück und in der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Einem Hinweis des Kunsthistorikers Prof. Dr. Richard Hamann-MacLean folgend über nahm Ruthild Blau bereits seit Ende der 1960er Jahre die Aufgaben der Werkdokumentation. Auf ihrer langjährigen, geduldigen und exakten Arbeit fußen die später publizierten Werk verzeichnisse der Gemälde, der Zeichnungen und der Druckgrafik. In die Sammlung des Marburger Museums gelangte 1965 das erste Gemälde Günther Blaus. Es handelte sich um ein Bild, das der Maler zwei Jahre zuvor im Alter von 41 Jahren gemalt hatte, das Stillleben Schädel, Brille, Eierschalen . Museumsdirektor Dr. Carl Graepler kaufte es mit Mitteln des Hessischen Kultusministeriums. Der beinahe gleichaltrige Graepler verstand sich menschlich gut mit dem Maler, der niemals von sich aus eine Ausstellung anregte. 1972 richtete Graepler die erste größere Museumsausstellung aus Anlass des 50. Geburtstags aus. In den Jahren 1975 und 1982 entschied er sich für zwei weitere Ankäufe: Marburger März II und das Stillleben Flasche, Glas und Würfel . Bereits 1977 war die italienische Landschaft Kap Miseno als Geschenk der Behringwerke ins Museum gekommen, angeregt von und ermöglicht durch deren Vorstand Hans Gerhard Schwick, der sich persönlich für die Kunst Blaus interessierte. Auch Günther Blau beschenkte das Museum mehrfach anlässlich wichtiger Ausstellungen, wobei er die Wünsche der Museumsleiter berücksichtigte. Alte Fabrik in Hörde I kam 1982 in die Museumssammlung, 1994 folgte die Collage Verkehrtes – oder die Zähigkeit des Würfels und Bildnis des Universitätspräsidenten Kröll 1987, 90×60 cm
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