Leseprobe

15 Die zu Lebzeiten Günther Blaus in die Museums­ sammlung aufgenommenen Werke erlauben bereits einen konzentrierten Blick auf seine wich­ tigsten Themen: Neben die italienische Land­ schaft tritt eine Stadtansicht Marburgs; beinahe romantischen Perspektiven steht die nüchterne Erfassung von Funktionsarchitektur gegenüber. Das Leitmotiv der Vergänglichkeit ist ebenso vertreten wie der Blick auf das für Blau typische Arrangement kleiner, alltäglicher Objekte. Nachdem zu Lebzeiten des Malers Günther Blau die drei wichtigsten Gemäldeausstellungen im Universitätsmuseum Marburg stattgefunden hatten sowie zwei große Überblicksausstellun­ gen mit der Grafik beziehungsweise Zeichnun­ gen und auch die Werkverzeichnisse der Gemälde und Zeichnungen in Zusammenarbeit mit dem Museum und seinem Freundeskreis realisiert worden waren, bot Ruthild Blau dem Museum an, eine Gruppe von Gemälden aus dem Nachlass zu wählen, um dem Werk Günther Blaus an einem festen Platz die Möglichkeit der Erinnerung und weiteren Wirkung zu geben. Eine entsprechende Auswahl wird anlässlich des 100. Geburtstags in den Besitz des Kunstmu­ seums übergehen. Günther Blau empfand qualitative Unter­ schiede in der eigenen Produktion und war sich des hohen Wertes einzelner Bilder sehr bewusst. Es gab Gemälde, die ihm persön­ lich sehr wichtig waren. Diese stellte er allenfalls mit einem Hinweis auf ihre Unver­ käuflichkeit aus. Einige zentrale Werke schenkte er seiner Ehefrau. Andere bewahrte er in einer kleinen Kammer auf, zu der selbst ernsthafte Interessentinnen und Inte­ ressenten seiner Kunst keinen Zugang hatten. Die wesentlichen Gemälde dieser Gruppe sind in die Ausstellung zum 100. Geburtstag des Malers einbezogen. So bringt dieser Katalog die Essenz des male­ rischen Werkes von Günther Blau. Natürlich war es unmöglich, alle erstklassigen Bilder zu versammeln. Viele Bilder befinden sich in Privatsammlungen, einige haben ihre Heimat in anderen Museen gefunden, in Wuppertal, Gießen oder Stuttgart. Eine andere Auswahl hätte durchaus auch Aspekte des Magischen und Surrealen stär­ ker betonen können. In diesem Buch zur Ausstellung liegen die Schwerpunkte auf der Nüchternheit der Welterfassung, auf der Thematisierung der Zeitgeschichte und dem Blick auf die Familie und sich selbst. Alte Fabrik in Hörde I 1972, 50×60 cm

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1