Leseprobe
        
 Einleitung Christiane erinnert sich, wie sie mit ihrer besten Freundin »Vater, Mutter, Kind« spielte und ihren Kater in den Kinder- wagen setzte Sie spazierten los, der Kater lag in seinen Puppenkleidern und schlief Ein Auto fuhr vorbei, der Kater sprang erschrocken mit einem Satz heraus: Zwei Frauen kreischten los Ein Kinderstreich, der schmunzeln lässt Lebensmomente wie diesen aus der Kindheit, Jugend und aus dem Erwachsensein kennen Viele In den Comic-Kursen »Frauen als Wandelster- ne« ermunterten Nazanin Zandi und Elena Pagel Frauen, ihre Erinnerungen zu erzählen und zu illustrieren Mit Hingabe, Kreativität und Neugier verbildlichten die Teilnehmerinnen ihre Lebensmomente Die Bildergeschichten sprengten die Sprachgrenzen Ihre Geschichten erzählten die Frauen in ihren Muttersprachen (Arabisch, Dari, Deutsch, Englisch, Itali- enisch, Persisch, Russisch, Spanisch, Französisch), die Graphic Novels bedurften keiner Worte In unseren Kursen (2018-2020) sammelten wir über 600 Geschichten aus der Kindheit und Jugendzeit, über die Liebe, über die Angst, über Alltagsrituale und über das Leben in Dresden Diese Momente zeigen den gemeinsamen Alltag auf Sie verdeutlichen die Ähnlichkeiten im Leben der Frauen, denn diese machten die gleichen Erfahrungen in einzelnen Lebensabschnitten, vollkommen unabhängig vom Geburtsort Sie zeigen aber auch die gesellschaftlich bedingten Unter- schiede auf, wie die Geschichte von Leila, die als erste Frau in ihrer Stadt in Afghanistan den Führerschein machte Kunst öffnet Welten Immer wieder erlebten wir in unseren Kursen die Wahrheit dieses Satzes Um einen großen Tisch zusammensitzend, einen Stift in der Hand, das Papier vor sich liegend, waren alle Hemmschwellen gefallen Wir zeigten die unterschiedlichsten Arbeitstechniken im Comic und Graphic Novel Bereich auf, bildeten in der Farbenlehre und Papierqualität aus, unterrichteten in der Wahrnehmung und Bildaufteilung Die künstlerisch-bildliche Gestaltung der Geschichte konzentrierte sich auf die wichtigsten Punkte der Erzählung Die Geschichte wurde strukturiert, wobei jede Frau ihre eigene Aufteilung kreierte Kunst schafft Vertrauen Einblicke in das eigene Leben zu geben, ist keine Selbstverständlichkeit Menschen, die wir länger kennen, öffnen wir den Zugang zu unserer Vergangen- heit, aber nicht kurzen Bekanntschaften Die Möglichkeit, über das Zeichnen etwas von sich zu erzählen, wird jedoch von allen angenommen Kunst bildet Die künstlerische Bildung in den Kursen setzten die Frauen sofort beim Illustrieren ihrer Geschichten um Sie berichteten ihren Freundinnen davon, die dann beim nächsten Kurs mitmachten Sie zeigten in ihren Familien die Arbeitstechniken auf und regten an, ebenfalls zu erzählen und zu illustrieren Kunst verbindet Für das vorliegende Buch suchte eine inter- national besetzte Jury 47 Lebensmomente aus 26 Dresd- ner Illustratorinnen und Künstlerinnen griffen im Projekt »LebensBILD bioGrafische Begegnungen« diese Episoden auf und illustrierten sie in ihrem eigenen Stil So ist jede Doppelseite des Buches Ausdruck der Vielfalt Dresdens: Die Lebensmomente der Frauen sind links auf Deutsch und in der jeweiligen Muttersprache abgedruckt; auf der rechten Seite findet sich die dazugehörige Illustration einer Künstlerin oder Illustratorin Einige Beispiele aus den Kursen wurden an- schließend abgedruckt »STIMMEN« macht neugierig Dr Verena Böll Projektleiterin »LebensBILD bioGrafische Begegnungen« 2020 11
        
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