Leseprobe

79 1 Das bin ich mit sieben Jahren im Garten vor unserem Haus, welches meine Eltern gebaut hatten. Das Grundstück dafür hatten sie gegen eine Woh- nung eingetauscht. Es ist das Jahr 1990 in der DDR, die Mauer ist gerade ein paar Monate offen, und endlich konnten wir fehlendes Baumaterial einfach kaufen. 2 1 3 2 | 3 Das ist ein Foto 18 Jahre später, das Haus gehört jetzt nur noch meiner Mutter und wird ein Jahr später verkauft. Und hier die Richtung, in die mein Blick geht. Ein alter Gartenpavillon. Fotografie geht für mich immer in zwei Rich- tungen, sie zeigt in einer Weise das, was vor der Kamera war, und was dahinter. Mit diesem Bild lässt sich eine Haltung des Fotografen erkennen, es ist eine Reflexion eines Moments. Man schaut sich ein Foto an und verbindet damit etwas – ein Gefühl, eine Erinnerung, einen Ort, Menschen. Auch in Beziehung zur Architektur lässt sich so ein Gefühl herstellen, wenn ich an bestimmte, prägende Orte zurückkehre. Was aber, wenn es diese Orte nicht mehr gibt oder sie extrem transformiert sind? In meiner theo- retischen Diplomarbeit »Bildräume der Kindheit – Zur Wahrnehmung von Raum und Fotografie« schrieb ich 2009 eine subjektive autobiografische Nacherkundung von Kindheitsorten und -erinnerungen. Ein Ausschnitt aus dem Text »Werkstatt« im Kapitel »Außenraum«: »Die Werke körper- licher Arbeit waren an allen Stellen des Grundstücks wie Eingriffe in das Bild des Gartens. Vor dem Hausbau entstanden zwei Fertigteilgaragen, in denen die Werkstatt untergebracht war (Abb. 1 | 2 im Hintergrund). Später kamen noch die Werkstatt im Keller des Hauses und ein Arbeits- raum im alten Schuppen dazu. Überall im Garten lagen große Steine, Fotos: Louis Volkmann

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