Leseprobe

195 18 Souvenirs mit Chemnitzer Motiven um 1890–1910 Porzellan, bemalt, bedruckt, vergoldet Große Vase: H 13 cm; flache Vase: H 6,5 cm; Tasse: H 8,4 cm; Eierbecher: H 5,5 cm Kunstsammlungen Chemnitz – Schloßbergmuseum Inv.-Nr. cm008841, cm011065, cm010192 Zu den typischen Erzeugnissen der kaiserzeitlichen Souvenir- produktion zählen derartige Nippes aus Porzellan,die – oftmals in minderwertiger Technik – mit Darstellungen von Sehens- würdigkeiten bemalt oder bedruckt wurden. In der Regel waren solche Stücke nicht für den praktischen Gebrauch bestimmt, sondern füllten als Schauobjekte Vitrinen und Regale in bürger- lichen Wohnstuben.An Chemnitzer Motiven sind in erster Linie Kulturstätten vertreten, die erst kurz zuvor errichtet worden waren: Das Centraltheater an der Zwickauer Straße sowie der Königsplatz mit König-Albert-Museum, Neuem Stadttheater und Petrikirche zieren ein in Jugendstilformen gehaltenes Vasenpaar. Diese repräsentative Platzgestaltung findet sich auch auf dem Eierbecher wieder, während die Tasse einen Blick auf den Hauptmarkt vor der Aufstellung der Denkmäler- gruppe im Jahr 1899 zeigt. Im Boden erscheint als Lithophanie (im Gegenlicht wirksames Bild) die Darstellung eines tanzen- den Paares. PE/ST Objekte bislang unpubliziert 19 Gertrud Caspari (1873–1948) u.a. Kinderhumor für Auge und Ohr. Bilder von Gertrud und Walther Caspari Herausgegeben vom Jugendschriftenausschuss des Leipziger Lehrervereins Leipzig 1906, Verlag Alfred Hahn, 18. Auflage, nach 1920 Papier und Pappe, farbig bedruckt; Exemplar mit Nutzungs- spuren, Schmierflecken und Einrissen; auf dem Schmutztitel Teilabdruck einer Kinderhand; Seiten repariert durch aufgeklebtes Papier, Einband textil verstärkt 27,7 cm×22 cm×1,3 cm Kunstsammlungen Chemnitz – Schloßbergmuseum Inv.-Nr. cm011746 Als Gertrud Caspari im trüben November des Jahres 1904 spie- lende Kinder beobachtete, gefiel ihr das Leuchten der bunten Kleidungsstücke vor dem nebligen Hintergrund, sie wirkten wie »farbige Schattenrisse«. In ähnlicher Weise gestaltete sie künftig ihre Kinderbuch-Illustrationen für die ganz Kleinen.Der sogenannte Caspari-Stil entstand für ihren aus farbigen Stof- fen angefertigten Beitrag zur Kunstgewerbe-Ausstellung 1904 im Leipziger GRASSI Museum: »Ich applizierte sie [die farben- frohen Kinderfiguren] auf blaugraues Tuch und umrandete sie mit schwarzer Schnur«. Selbst kleine Kinder sollten sich und ihre Vorstellungswelt wiederfinden können, wenn schlichte Figuren mit deutlichen Umrissen in einfacher Perspektive dar- gestellt werden.Gertrud Casparis 52 Kinder-Bilderbücher,Kin- derspiele und Adventskalender machten die von ihr ange- wandte Malweise für Kleinkinder weltweit bekannt. Das farbig bebilderte Buch Kinderhumor für Auge und Ohr ent- hält neben ihren eigenen auch Illustrationen ihres Bruders Walter Caspari (†1913), etwa abendliche Stadtansichten mit Laternen.Gertrud,Walther und drei weitere Geschwister wuch- sen als Kinder des Kaufmanns und Garngroßhändlers Robert 18

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