Leseprobe

45 Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten kam es jedoch bald zum Bruch mit dem Jungen Rheinland . Mit der Öffnung einer Dependance in Berlin 1921 wollte sich Flechtheim räumlich und inhaltlich vom Rheinland entfernen und präsentierte hier nur noch wenige Düsseldorfer Künst- ler:innen. Zählte Peiffer Watenphul 1921 noch dazu, wurden im darauf­ folgenden Jahr sowohl die Zusammenarbeit mit dem Künstler als auch Flechtheims intensive Bemühungen um das Junge Rheinland beendet.9 Peiffer Watenphul kommentierte den Bruch mit Erleichterung: »Seit vierzehn Tagen ist auch mein Vertrag mit Flechtheim gekündigt. Ich bin sehr froh, diese Fessel los zu sein.«10 Peiffer Watenphul entschied sich im Herbst 1922 aus Verbundenheit zum Jungen Rheinland für einen Umzug nach Düsseldorf, wo er bis Februar 1923 lebte. In dieser kurzen, aber intensiven und inspirierenden Zeit konnte er vorhandene Bekanntschaften ausbauen und neue Kon- takte zu Künstler:innen der Gruppe knüpfen. Zu seinem Bekannten- und Freundeskreis gehörten bald Otto Pankok (1893–1966), Gert Heinrich Wollheim (1894–1974), Otto Dix, Max Ernst und J. Baptist Hermann Hundt (1894–1974). Darüber hinaus verkehrte Peiffer Watenphul im Umkreis der engagierten Johanna Ey. In ihrer Galerie befand sich nicht nur seit 1921 die Geschäftsstelle des Jungen Rheinland , sie bot für die jungen Künst- ler:innen auch eine wichtige Plattform des geistigen Austauschs. Die Kunsthandlung war »Treffpunkt und Motor der jungen Kunstszene«.11 Hier traf man sich nachmittags zum Kaffee, zu regelmäßigen Gesprächen, plante gemeinsame Projekte und fertigte gegenseitige Porträtzeich­ nungen an,12 wie das Bildnis Peiffer-Watenphul 1923 von Gert Wollheim, der zum Vorstand und zu den aktivsten Persönlichkeiten des Jungen Rheinland gehörte, bezeugt (Abb.4). One important promoter of Young Rhineland was the dedicated modern art dealer Alfred Flechtheim, who promoted not just contemporary French art, but also the artists of the Rhineland group. Flechtheim, in his function as advisory committee member of the artists’ group, initially worked very closely with Young Rhineland. In fact the artists in the group and those under contract to Flechtheim were almost identical.8 So in 1920, Alfred Flechtheim also took Max Peiffer Watenphul under contract. Alfred Flechtheim promoted Young Rhineland in various ways: in addition to exhibitions, he published articles in his gallery’s own newsletter, Querschnitt . On the occasion of Peiffer Watenphul’s first museum exhibi- tion in the Goldschmidthaus in Essen in 1921, Flechtheim published a text by Walter Gropius with a reproduction of the painting in that exhibi- tion called Still Life with Grapes and a Pear positioned on the same page of the newsletter as a work by Paul Klee (fig. 2). As Peiffer Watenphul admired Klee so much, this must surely have pleased him very much. In autumn of that same year, Flechtheim also organised a solo exhibition of the artist’s work in his Dusseldorf gallery. Abb.3 Max Peiffer Watenphul, Bildnis Johanna Ey , 1923, Aquarell und Tempera auf Papier, 60×41 cm, Privatbesitz Abb.4 Gert Heinrich Wollheim, Bildnis Peiffer Watenphul , 1923, Feder in Braun, mit Bleistift, braun laviert auf Papier, 30,7×23,7cm, Kunstpalast Düsseldorf Fig.3 Max Peiffer Watenphul, Portrait of Johanna Ey , 1923, watercolour and tempera on paper, 60 × 41 cm, private collection Fig.4 Gert Heinrich Wollheim, Portrait of Peiffer Watenphul , 1923, pen and brown ink, with lead pencil, brown wash on paper, 30,7 × 23,7 cm, Kunstpalast Dusseldorf

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