Leseprobe
105 Die Arabeske ist erneut ein Be- griff, der sich nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Li- teratur und Musik findet. Sie vermittelt einerseits das Spie- lerisch-Dekorative, kann aber auch allegorische oder symbo- lische Bedeutung haben. Sie ist scheinbar chaotisch, naturnah und im musikalischen Sinne Verzierung, aber auch wohlge- gliederte Symmetrie des Gan- zen und seiner Teile. Slevogts Bildaufbau für Kalif Storch ist symmetrisch und chaotisch, weil sich die Geschichte nicht chronologisch in der Leserich- tung von links oben nach rechts unten bewegt, sondern ein paarmal ausschert. Dies zu erkennen, ist die Aufgabe der Betrachter. Darüber hinaus lädt die Komposition dazu ein, Ver- bindungen zwischen einzelnen Figuren herzustellen und spart ebenfalls nicht an Humor und Ironie, etwa im Hinblick auf die Selbstgefälligkeit des Kalifen und seines Wesirs zu Beginn der Geschichte. In Pro domo! führte Slevogt weiter aus: Es gehe ihm um »persönlichste Gestaltung in eigenwilliger Ungebundenheit«. Statt Vollendung und Ruhe schwebte ihm die Idee des »nie sich Vollendenden« vor. Abb. 2 Harry Hurry schleudert einen Huronen ins Wasser – aus James Fenimore Coopers Der Wildtöter – Band 1 der Leder strumpf-Erzählungen in der ursprünglichen Form – Berlin 1922, zwischen S. 128 und 129 – Kat. 76
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