Leseprobe
015 In den ersten Jahren des neuen Jahrzehnts entstanden auch seine wichtigen Tänze rinnenbilder, darunter Sada Yakko (Kat. 6), Marietta di Rigardo (Kat. 10), Anna Pawlowa (Kat. 8 und La Argentina (Kat. 14). Slevogt interessierte sich dabei vor allem für die Darstellung von Bewegung und Rhythmus. Gleichzeitig frönte er der da- maligen Faszination für alles Fremdländische und Exotische. In diesem Sinne malte er – abgesehen vom klassischen Balletttanz – auch japanische Tänze, spanischen Flamenco, französisches Varieté-Theater und orientalische Schleier- tänze. Künstlerisch setzte er sich mit den Schauspieler- und Tänzerinnenbildern Édouard Manets auseinander, kannte aber auch die berüch- tigten Tanzeinlagen der Fran zösin Yvette Guilbert in der Umsetzung von Henri de Toulouse-Lautrec (Kat. 4). Zu den Künstlerbildnissen gehört auch das 1922 entstan- dene Bildnis des Violinisten Andreas Weißgerber , mit dem Slevogt sich bewusst von den kurz zuvor gemalten Fas- sungen Max Liebermanns und Lovis Corinths absetzte. Tempo honie Musi- alität« Max Slevogt kam 1901 zu einer Zeit nach Berlin, als die auf- strebende Metropole in der bil- denden Kunst, aber auch im Hinblick auf Oper, Schauspiel, Kabarett, Revue und Aus- druckstanz ein Kristallisations- punkt der Moderne war. Mit zeitgemäßen Inszenierungen bekannter Intendanten und herausragenden Schauspie- lern, Sängern und Tänzern war Berlin zu Beginn des 20. Jahr- hunderts ein Zentrum aller dar- stellenden Künste. Musikalisch hoch begabt, mit einer exzel- lenten Singstimme ausgestat- tet und bei den klassischen Autoren belesen, genoss Slevogt das reiche kulturelle Angebot der Hauptstadt, besuchte regelmäßig Theater- und Opernaufführungen, suchte den Kontakt zu Opernstars, Schauspielern und Tänzerinnen und schuf aus dieser Begeiste- rung heraus das »Künstler- Rollenporträt«, einen in der Bildniskunst völlig neuen Porträttypus. 1 Vor allem in den frühen Berli- ner Jahren von 1901 bis 1912 setzte Slevogt sich intensiv mit Musik-, Tanz- und Theater themen auseinander. 2 Er ent- warf Bühnenbilder, etwa für die Neuinszenierung von Florian Geyer von Gerhart Hauptmann (vgl. Kat. 25, 26), und malte Ins- trumentalisten und Sänger, so 1902 etwa den Bariton Fran- cisco d’Andrade in seiner Rolle als Don Giovanni , den Weißen d’Andrade (Abb. 1).
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