Leseprobe

017 Erst im Frühjahr 1900 kündigte er in einem Brief an seine Frau an, dass er »den letzten Akt von Don Juan mit dem Com- thur« malen wolle. 13 Mitte des Jahres 1901 konkretisierte sich diese Idee, und es entstanden erste Skizzen zu Don Giovanni mit dem Standbild des Kom­ turs . 14 Nachdem Slevogt d’An- drade auch in Berlin mehrfach in seiner Paraderolle erlebte, entschied er sich für eine an- dere Szene aus Don Giovanni und malte ihn stattdessen im Moment seines größten Tri- umphs während der Champag­ nerarie . Inzwischen hatten sich Maler und Sänger persönlich kennengelernt und zum Mo- dellsitzen getroffen. In den fol- genden Monaten schuf Slevogt zahlreiche Bleistift- und Feder- skizzen sowie Ölstudien, die den Entwicklungsprozess zum großformatigen Gemälde des Weißen d’Andrade (Abb. 1) lü- ckenlos dokumentieren. Im Laufe dieses Prozesses wird deutlich, dass er den Bildaus- schnitt immer weiter verklei- nerte, bis er Anfang 1902 das anfängliche Bildkonzept kom- plett verwarf und sich auf die Figur des Sängers konzen­ trierte. Aus dem anfänglichen Handlungsablauf hatte er ei- nen einzigen Moment heraus- gelöst: die Champagnerarie als stärksten Ausdruck von dessen unwiderstehlichem Charakter. Abb. 1 Der weiße d’Andrade (Champagnerlied) – 1902 – Öl auf Leinwand – 215 × 160 cm – Staatsgalerie Stuttgart –

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