Leseprobe

28 Einleitung In seiner frühen Jugend war es der Kunsterzieher am Gymnasium Albertinum Helmut Rudolph der das Talent des jungen Handwerkersohns förderte. Später gehörte Rudolph zu den Mitbegründern der Künstlergruppe »Kaue« und wurde unter anderemKohls Reisegenosse nach Italien. Nach 1945 waren es Kollegen wie die Maler und Grafiker Erich Seidel, Werner Küttner und Horst Morgenstern [Abb. 43], der Architekt Rolf Göpfert [Abb. 44], der Dresdener Bildhauer Wilhelm Landgraf, die Kulturbundleiterin Johanna Römer und vor allemauch der Kunsthistoriker HeinoMaedebach, denen Kohl seine künstlerische Förderung verdankte. Maedebach, der erste Museumsdirektor des Stadt- und Bergbaumuseums Freiberg nach dem Krieg, bot den erzgebirgischen Künstlern, teilweise zusammenmit demKulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, schon ab 1947 Aus- stellungsmöglichkeiten in den Räumen seines Museums. Er begleitete ihr Schaffen mit wachem Interesse. Dies bezeugt ein Brief an Kohl, in dem es heißt: »Ich besuchte kürzlich die Porträtaus- stellung in der Kunsthandlung Fichte in Chemnitz. Ich kann Ihnenmeine volle Anerkennung über Ihre dort gezeigten Arbeiten aussprechen. Ich habe nur bedauert, dass Sie diese guten Arbeiten, die einen weiteren Fortschritt erkennen lassen, nicht auch in Freiberg zeigen. Dafür hoffentlich auf der 3. Ausstellung erzgebirgischer Künstler 1948.« 25 Tatsächlichwar der junge Bildhauer bei dieser Aus- stellung erzgebirgischer Künstler mit fünf Holzskulpturen vertreten, davon vier Porträtbüsten. 26 Darüber hinaus stellte Maedebach im Stadt- und Bergbaumuseum auch Künstler aus Dresden aus, die wegen der Kriegszerstörungen zunächst keine Möglichkeiten in der eigenen Stadt fanden, darunter Otto Griebel, Josef Hegenbarth, Wilhelm Lachnit und Wilhelm Rudolph. Damit konnten derenWerke und unterschiedliche künstlerische Handschriften in Freiberg aus erster Hand studiert werden, wie Ulrich Thiel ausführt. 27 Den Künstlern vor Ort vermittelten diese Ausstellungen in der Vielfalt der künstlerischen Formensprachen motivisch und ästhetisch eindrückliche Impulse. Aus der Not geboren, wurden derartige AusstellungenDresdener Künstler mit einer gewissen Systematik auch in anderenmittelsächsischen StädtenwieWurzen oder Mittweida veranstaltet, wie Curt Lieb- mann festhielt. Außer mit der radikalen Zerstörung der Großstädte, vor allem Dresdens, begrün­ dete er das mit einem gesellschaftlichen Strukturwandel: »Nicht wenige Künstler haben durch den Bombenkrieg ihreWirkungsstätte verloren und arbeiten auf dem Lande. Umsiedler kommen hinzu. Eine Umschichtung der Berufe, eine Verschmelzung der verschiedensten Lebenskreise findet statt. Ein neues Leben der Arbeit, ein neuer Lebenswille pulst allenthalben und nicht zuletzt in den klei- neren Städten.« 28 Freiberger Zeitgenossen

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