Leseprobe

120 Soziale Bewegungen Klänge von Tod und Gefahr: Die beunruhigende Parai-Trommel Kunst und populäre Kultur ›Thakata, thakata, thakata, thak‹. Der scharfe, treibende Klang der Trommeln durchdringt die Luft. Er verkündet einen Tod im Dorf. Ein alter Bauer ist gestorben. Vor dem Haus des Verstorbenen trommeln drei Männer und ein Junge energisch. Sie stehen sich gegenüber und bewegen sich in tanzähnlichen Bewegungen hin und her, wobei sie ihre flachen, kreisförmigen Trommeln zwischen linkem Arm und Brust eingeklemmt halten. Sie sind barfuß. Der Schweiß läuft ihnen von der Stirn. Der Klang ist ohrenbetäubend laut. Die Trommler halten inne, und die Erwachsenen gehen zur Seite, rauchen eine Zigarette und trinken ein paar Schlucke billigen Schnaps. Dann machen sie weiter. Im Haus wird der Leichnam des Toten gewaschen und für die Beerdigung vorbereitet, dann wird er auf eine mit Blumen und Bananenblättern geschmückte Bambusbahre gelegt. Wenn die reine Männerprozession zum Begräbnisplatz beginnt, gehen die Trommler voraus. Erst wenn die Leiche unter der Erde liegt, hören sie auf zu trommeln und beginnen, um ihre Bezahlung zu kämpfen. In der Gegend um Tharangambadi (Tranquebar) in der Nähe von Karaikal an der südindischen Ostküste ist die Praxis des Trommelns zu Bestattungen noch lebendig. Bei meinem ersten Besuch im Jahr 2007 wandten sich die Angehörigen eines Verstorbenen sofort an den Dorf-Vettiyan, der als Bestattungstrommler, Totengräber und Einäscherungshelfer für alle Hindus im Dorf und in den nahe gelegenen Weilern diente. Je nach individueller Vereinbarung versammelte der Vettiyan eine Gruppe von bis zu vier Trommlern aus der Gegend, darunter seinen Sohn und seinen Schwiegersohn, die für die letzte Rituale und den Trauerzug trommelten. Jeder im Dorf und seiner Umgebung wusste dann, dass es einen Todesfall gegeben hatte. Der Klang der Bestattungstrommeln dient dazu, die bösen Geister abzuwehren, von denen man glaubt, dass sie sich um den Leichnam des Verstorbenen scharen. Es ist ein bedeutungsschwerer Klang, der Tod und Gefahr signalisiert. In Tharangambadi ist die bei Beerdigungen gespielte Trommel allgemein als Thappu bekannt, während der Vettiyan selbst sie als Cahatai bezeichnen würde. In anderen Regionen Tamil Nadus wird die Trommel als Thappatām oder Paṟai bezeichnet. Der letztgenannte Name ist etymologisch mit dem Namen Í 1 Ein alter Vettiyan. Foto: Caroline Johanne Lillelund. √ Í 2  Trommler vor dem Haus eines verstorbenen Bauern. Foto: Caroline Johanne Lillelund.

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