Leseprobe

145 turen.11 Aus diesem Grund unternahmen Arp und seine Lebensgefährtin Marguerite Hagenbach ihre dritte Reise in die USA, nachdem sie bereits 1949 anlässlich von Arps Ausstellung bei Curt Valentin und 1950 für die Vorbereitungen zur Ausführung des Harvard-Reliefs dorthin gereist waren. Die Retrospektive war Teil eines größeren Wie- dereröffnungsprogramms des Museums, ein hal- bes Jahr zuvor war dieses bei einem Feuer massiv beschädigt worden. Neben der Arp-Schau wurden die Ausstellungen »Works of Art: Given and Pro- mised«, »The Philip L. Goodwin Collection«, »Ar- chitecture Worth Saving« sowie Malerei und Gra- fik aus der Sammlung des MoMA gezeigt. Am 6. Oktober veranstaltete man ein feierliches Abendessen für die ausgewählten Gäste des »pri- vate preview«12 und »Jean Arp, famous French ar- tist whose work is on view in one of the opening exhibitions, will be guest of honor […]«.13 Am 7. Ok- tober wurden die »regular Museum Members« zu einer Preview eingeladen und am 8. Oktober öff- nete das Museum schließlich für das allgemeine Publikum. In Hans Arps blauem Skizzenblock, auf den letz- ten Seiten, sind die Namen einer Handvoll Perso- nen notiert, denen er in New York im Zuge der Festivitäten begegnet sein muss: »Morris George, Jim Soby, Tremaine Emily [&] Burton, Josef Slifka, Rubin, D’Harnoncourt René« (Abb. 4) . Gesichert ist die Begegnung mit James (Jim) Thrall Soby, dem Vorsitzenden der Abteilung Malerei und Skulptur sowie Organisator der Arp-Retrospektive. René d’Harnoncourt, der Direktor des MoMA, instal- lierte die Ausstellung. Die Sammler Emily und Bur- ton Tremaine sowie Josef Slifka waren Leihgeber. Dass mit »Morris George« George L. K. Morris ge- meint ist, kann vorausgesetzt werden. Der 1958 in Massachusetts lebende Künstler und Schriftsteller hatte zusammen unter anderem mit Sophie Taeu- ber-Arp in den 1930er-Jahren die Zeitschrift »Plas- tique« in Paris herausgegeben und 1955 ein Inter- view mit Arp geführt.14 Es ist wahrscheinlich, dass er in das nahe gelegene New York fuhr, um den Freund aus gemeinsamer Pariser Zeit wiederzu- treffen. Zwei weitere New Yorker finden sich na- mentlich auf der vorletzten und letzten Seite des Blocks: Jane Sabersky notierte ihre Büro-Adresse »Time Inc. 9 Rockefeller Plaza« sowie ihre private Adresse »109 East 61 St.«. Sabersky war 1939 in die USA emigriert und arbeitete zunächst vier Jahre in der Galerie Curt Valentins, anschließend zehn Jahre im MoMA.15 Arp und sie mögen sich bereits von diesen Stationen her gekannt haben. Auch der letzte Adresseintrag ist ein Puzzleteil des gesell- schaftlichen Gefüges, in dem sich Arp in New York bewegte – und auch dieses stellt mehr Fragen, als sich aktuell beantworten lassen. Der Eintrag wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Architekten Philip Johnson vorgenommen, die charaktervolle Handschrift lässt sich eindeutig im Vergleich mit Abb. 4 Hans Arps handschriftliche Notizen »Morris George, Jim Soby, Tremaine Emily [&] Burton, Josef Slifka, Rubin, D’Harnoncourt René« im »Blauen Block« Abb. 5 Die Adresse Theodate Johnsons im »Blauen Block«

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