Leseprobe

146 anderen von Johnson signierten Dokumenten auf ihn zurückführen (Abb. 5) . Allein, es ist nicht sein Name, der hier festgehalten ist, sondern der seiner jüngeren Schwester Theodate Johnson. Warum die Verbindung zwischen ihr (ab 1960 Herausgeberin von »Musical America«) und Hans Arp hergestellt werden sollte, müssen weitere Forschungen ergeben. Der »Blaue Block« endet mit den Namen New Yorker Bekanntschaften Arps. Er beginnt, subli- miert, mit europäischen. Blatt 1 zeigt einen abstrahierten sitzenden Akt (Abb. 6) . Das Gesicht – oder sind es nicht eher über die Schultern fallende Haare? – läuft in Richtung des Oberkörpers spitz zu. Die Brust – oder die An- deutung einer Schulter- und Armpartie? – wölbt sich nach rechts außen. Auch die Hüfte ist nach rechts gewendet, mit ihr natürlich die Oberschen- kel sowie die Partie der Unterschenkel. Arp fügte diese weibliche Figur, vielmehr ihre Silhouette, aus einzelnen harten, sich zum Teil an den Enden überschneidenden Strichen und nur zwei ge- schwungenen Linien (Rücken, Unterschenkel) zu- sammen. Die Visualisierung einer Sitzenden ge- lingt mit diesen einfachen Mitteln. Unweigerlich ist man an Arps Skulptur »Demeter« von 1961 er- innert (Abb. 7) , auch wenn deren Silhouette und die Binnenformulierung der Oberschenkel nur aus Wölbungen bestehen und nicht aus harten Kanten. Die Wendung des Körpers, die ausgeprägte For­ mulierung der Brust- oder Armpartie, die Neigung des Kopfes in der Skizze führen zwingend zu »Demeter« (siehe auch »Torsofrucht«, 1961, Trier WV 211). Stefanie Poley hat die Figur mit zwei an- deren Skizzen weiblicher Akte in Bezug gesetzt, die, wie im Falle der Skulptur, die starken Rundun- gen des Körpers herausarbeiten, und datiert die Blätter auf »um 1960« bzw. »um 1960/61«.16 Die erste »eckige« Formüberlegung zur später gerun- deten »Demeter« ist nun aber anhand des New Yorker Skizzenblocks auf 1958 zu datieren. Auf Blatt 3 griff Arp das zeichnerische Prinzip des Brust-(Arm?-)teils des sitzendes Akts auf: Die Silhouetten dreier aufrechter Akte sind aus spitz zulaufenden, gewölbten Linien aufgebaut (Abb. 8) . Arp spielte hier mit dem Paradoxon der Vereini- gung von Flächigkeit und Volumina: Die Figuren werden allein durch Umrisslinien evoziert und er- halten durch die Wölbung der Linien zugleich eine Körperlichkeit. Diese markante Gestaltung der Figuren erinnert an die Körper der »Les Desmoi- selles d’Avignon« von Pablo Picasso (Abb. 9) . Nun trifft es sich, dass die »Demoiselles« ab dem 8. Ok- tober 1958 im MoMA ausgestellt waren.17 Hans Arp muss vor dem Bild gestanden haben und hat in der Zeichnung der drei aufrechten Figuren und Abb. 6 Hans Arp, Sitzender Akt, Blatt 1 im »Blauen Block« Abb. 7 Hans Arp, Demeter, 1961, Höhe 65,5 cm, Trier WV 212

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1