Leseprobe
12 Vorwort Die Arbeitsgemeinschaft Bildhauermuseen und Skulpturensammlungen e.V. wurde 2005 gegrün- det. Es gab eine über viele Jahre gewachsene Zu- sammenarbeit zwischen monografisch orientier- ten Museen, Fachleuten in den bedeutenden deut- schen Kunstsammlungen und Betreuern von Künst- lerinnen- und Künstlernachlässen, und diese wurde in Vereinsform institutionalisiert. Die AG verbin- det Organisationen von höchst unterschiedlicher Größe, Ausstattung und Ressourcen. Über Auf- nahme in den Verein entscheidet die Mitglieder- versammlung, die 2013 eine erste österreichische Organisation als Mitglied begrüßte. Und auch wenn es nicht in der Satzung steht: Unser vielleicht wich- tigstes Ziel ist der alltägliche Austausch. Gemein- sam wissen (und können) wir mehr. Bei den halbjährlichen Treffen ballt sich die Ex- pertise, und zwei Mal im Jahr scheint die Bildhau- erei ganz kurz nicht die transportkostenfressende Nebensache im zeitgenössischen Kunstbetrieb zu sein. Aus dem regelmäßigen Informationsaustausch entstehen Ausstellungsprojekte und Kooperatio- nen. Mit seinen im Gründungsjahr publizierten »Grundlagen zur Erstellung eines Bildhauer-Werk- verzeichnisses« formulierte der Verein einen Stan- dard, der sich durchgesetzt hat. 2009 gab er einen Sammelband zur Problematik der posthumen Güsse heraus, über die zuvor heftig in den Feuilletons ge- stritten worden war. 2014 erschien das Buch »Bild- hauer sehen den Ersten Weltkrieg«. Unsere dritte gemeinsame Publikation stellt Kon- volute von sogenannten »Bildhauerzeichnungen« innerhalb der Arbeitsgemeinschaft (sowie einen Gast) vor. Dabei werden unterschiedliche Perspek- tiven sichtbar, wie mit Beständen umgegangen wird. Diese Diversität macht den Reiz des Vereins aus und fällt gerade dann auf, wenn die gleichen oder vergleichbaren Künstlerinnen und Künstler behandelt werden. Alle Mitglieder wurden ein geladen, mitzumachen. Am Ende gingen 18 Bei- träge ein. In einigen Fällen betreffen sie zentrale Teile von Sammlungen, in anderen war das Vor- haben ein Anlass, sich unbearbeiteten Materialien zu widmen. Aus der prinzipiell offenen Aus- schreibung ohne inhaltliche Vorgaben ergeben sich zwei Schwachstellen, die hier benannt wer- den sollen, auch damit wir sie in unseren folgen- den Büchern beheben. Erstens liegt der Schwer- punkt bei Kunstschaffenden der Klassischen Mo- derne, obwohl Kunst nach 1970 viele Sammlungs- bestände prägt. Zweitens gibt es mehr Bestände mit Arbeiten von Künstlerinnen, als dieses Buch vermuten lässt. Was ebenfalls fehlt, ist die Zeit- spanne zwischen 1857 (dem Todesjahr von Chris- tian Daniel Rauch) und 1890. Das erklärt sich da- raus, dass die monografischen Museen in unserem Verein nach 1945 gegründet wurden. In ihrem Selbstverständnis (wie in der deutschen Kunstge- schichte allgemein) spielt die Moderne eine zent- rale Rolle. Künstlerinnen wurden erst spät ent- deckt. Die AG ist sich der Lücken bewusst, die sich aus ihrer Zusammenstellung ergeben. Unsere Mit- gliederversammlung hat 2019 bekräftigt, dass Nachlässe, die sich in Familienbesitz befinden und als solche keine Rechtsform besitzen, nicht Mit- glied werden können. Das bedeutet aber nicht, dass kein Austausch von Expertise und Wissen stattfindet. Der Text von Gudula Mayr über die Zeichnungen von Karl Hartung (1908–1967) sollte vor diesem Hintergrund verstanden werden. Be- stände müssen sichtbar gemacht werden, und es wäre fatal, wenn sich die Kunstgeschichte auf die wenigen bekannten Namen reduzieren würde. Dieses Buch präsentiert berühmte und eher un- bekannte Künstlerinnen und Künstler nebenein- ander.
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