Leseprobe
Zur Entstehungsgeschichtedes Retabels 25 ließ sich von dem künstlerischen Fieber anstecken und fass- te den Entschluss, den Hauptaltar »seiner« Annenkirche genau hier und in den modernsten italienischen Formen zu bestellen. Über die Vermittlung Jakob Fuggers besuchte er mindestens dreimal die Werkstatt Adolf Dauchers. Am 7. September 1518 zahlte der Fürst »meister Adolff den stein schneider« die beachtliche Summe von 15 Gulden und ver- abredete damit offenbar den Auftrag für den Altar. 16 Gleich am darauffolgenden Tag – unmittelbar vor seiner Abreise – war der Fürst nochmals in der Werkstatt und gab dem Sohn Dauchers – also Hans Daucher – zwei Gulden. 17 Weshalb der Fürst die Werkstatt nochmals aufsuchte und wofür er Hans Daucher bezahlte, bleibt offen. Zum weiteren Verlauf der Auftragsangelegenheit schwei- gen die Quellen. Offenbar zogen sich die Verhandlungen über einen längeren Zeitraum. Erst in einem Schreiben Jakob Fug- gers vom 12. Dezember 1519 an Herzog Georg lesen wir wieder von dem Auftrag (Abb. 23, 24) . 18 Dabei wird erstmals deutlich, dass der Fürst neben dem Altar noch ein weiteres Bildwerk für sich persönlich bestellt hatte. Dem Schreiben vorausgegangen war die Übermittlung der Größenmaße des beabsichtigten Annaberger Altars an Adolf Daucher anhand einer weitgehend abgestimmten Visierung. Darüber hinaus hatte der Herzog offenbar Jakob Fugger gebeten, Adolf Dau- cher zu einer schnelleren und kostengünstigeren Bearbeitung zu drängen. Jakob Fugger rät jedenfalls auf einem gesondert beigefügten Blatt in seinem Antwortschreiben vom 12. De- zember 1519 davon ab, Adolf Daucher unter Druck zu setzen, um die Arbeit »pesser und erger« zu machen. Man würde da nicht mit dem Meister übereinkommen können, da er größ- ten Wert auf ordentliche Arbeit legt und man ihm vertrauen sollte. 19 Dem Brief Fuggers ist noch ein weiteres Blatt beige- fügt, auf dem Adolf Daucher ohne Anrede und Datum den Erhalt der Maße des gewünschten Altarwerkes bestätigte und des Weiteren folgendes mitteilen ließ: Abb. 22 Jörg Seld (um 1448/54 – 1526/27) und andere Augsburger Meister, Vogelschauplan von Augsburg, 1521, Holzschnitt, koloriert; Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Grafische Sammlung. Ausschnitt St. Annenkloster mit Fuggerkapelle (1) sowie Moritzkirche (2) und Fuggersches Stadtpalais (3). Gut erkennbar ist das zur Fuggerkapelle (1) gehörende Rundfenster imWestgiebel der Klosterkirche. 16 Zum Quellenbeleg siehe Krause 1973, S. 381mit Anmerkung 35. 17 Ebenda. 18 Gess 1905, S. 230. 19 Sächsisches Staatsarchiv, Hauptarchiv Dresden (SächsSTA-D), 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10373/04, Öster- reichisches Schuldverzeichnis 1520 ff., fol. 146a. Ich danke Mike Huth (Dohna) für die selbstlose Hilfe bei der Archivrecherche und erneuten Transkription der Originalquellen. 1 2 3
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