Paul Scheurich war einer der bedeutendsten Porzellangestalter in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Menschen aus aller Welt sind bis heute begeistert von seinen Entwürfen. Weniger bekannt ist, dass Scheurich als Zeichner, Plakatkünstler, Illustrator, Pressezeichner, Karikaturist und Bühnenausstatter auch ein beträchtliches grafisches Schaffen hinterließ. Die Ausstellung anlässlich seines 75. Todestags stellte seine Porzellanentwürfe in den Mittelpunkt. Zwischen 1912 und 1942 arbeitete Paul Scheurich für insgesamt sechs Manufakturen. Die Ausstellung führte erstmals Stücke aus allen sechs Unternehmen zusammen. So ermöglichte sie einerseits einen umfassenden Überblick über Scheurichs keramisches Schaffen. Andererseits zeigte sie, dass Scheurich es verstand, neben seiner künstlerischen Handschrift für die einzelnen Manufakturen auch jeweils ganz eigene Formensprachen zu entwickeln. So sind seine Figurenreliefs für die Karlsruher Majolika-Manufaktur passend zu Material und Technik eher grob in ihrer Ausführung. Seine außerordentlich filigranen Damen für Nymphenburg kommen in ihrer Feinheit dagegen fast an die Grenze des in Porzellan Möglichen. Trotz dieser Unterschiede sind diese Arbeiten doch »typische Scheurichs«. Die meisten seiner Porzellanmodelle schuf Paul Scheurich für die Porzellan- Manufaktur Meissen. Hier holte er die Figurengestaltung ins 20. Jahrhundert und brachte mit seinen präzisen Staffage-Vorgaben auch grundlegende Neuerungen für die Porzellanmalerei. Paul Scheurich war studierter Bildhauer. Seinen Lebensunterhalt verdiente er aber zudem als Plakatkünstler, Modezeichner und Illustrator. Dabei hinterließ er von der Buchvignette bis zum Großplakat ein stattliches Œuvre. Allein mehr als 200 Plakatentwürfe für Film, Theater, Zeitschriften und Produktreklame sind von Scheurich bekannt. Für manche Zeitschriften lieferte er jahrzehntelang Zeichnungen oder Karikaturen. Sein grafisches Schaffen konnten wir in der Ausstellung zumindest anreißen und an ausgewählten Beispielen zeigen. Eine umfangreiche Aufarbeitung von Scheurichs grafischem Werk steht jedoch noch aus. Vorwort 6
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