Leseprobe

56 Eliza 1968 Bleistift und Neonfolie auf Velinpapier, teils auf Holz oder Metallfolie montiert, auf Karton, auf Holz, unter transparentem Kunststoff 390×501×60 mm 7 rosafarbene Neonfolie. Die Nase ist freigeschnitten und die Folie zur Seite geklappt. Weitere Schnitte akzentuieren Mund, Augen und Brauen. Zuletzt versiegelte der Künstler alles mit einem transparenten Kunststoff, der sich wie eine Haut über das ganze Objekt legt. Das Gesicht von Eliza wird dadurch keineswegs rundplastisch-mimetisch aus­ gebildet, vielmehr ist es aus Schichten aufgebaut und dabei gleichzeitig in Einzelformen und Flächen zerlegt. Dieses Wechselspiel von Körper und Fläche, positiven und negati- ven Formen, realistischem ‚Abbild‘ und abstrahierender Zerlegung reizte Rivers. Gleichzeitig reflektierte er damit über das Medium der Zeichnung an sich und über die menschliche Präsenz im Raum. 4 1 Haenlein 1981, S. 13. 2 Ebd., S. 14; vgl. zudem Rivers’ eigene Aussagen zu seinen Zeichnungen nach ihm bekannten Personen in: Rivers / Brightman 1979. 3 Vgl. im vorliegenden Buch auch Kat. 6, S. 54. „Eliza“ könnte die Tochter des befreun­ deten Komponisten Lukas Foss darstellen, vgl. das Exposé der Galerie Richard L. Feigen, New York, in den Ankaufsunterlagen der Abteilung Gegenwartskunst des Städel Museums. 4 Gowing 1990, S. 4. Larry Rivers New York 1923–2002 Southampton, New York Zeichnungen spielten im Schaffen von Larry Rivers eine, wenn nicht die zentrale Rolle: Sie entstanden als Studien und Entwürfe, aber auch ganz autonom und teils „monumental“ 1 in Öl. Die vielen Bildnisse lesen sich dabei wie ein „intimer Rechenschaftsbericht“ 2 befreundeter oder dem Künstler bekannter Personen, die allerdings heute längst nicht immer zweifelsfrei identifiziert werden können. 3 Mitte der 1960er Jahre entwickelte Rivers gerade diese Bildnisse zusätzlich in den Raum: Die Bleistiftlinien, die Gesicht oder Körper beschreiben, wurden nun ins Dreidimensionale erweitert. Sie stehen im Spannungsfeld zwischen Zeichnung und Relief, ähnlich wie Marcel Duchamps With My Tongue in My Cheek von 1959 / Abb.11, S. 18 . Doch während Duchamp sein Selbstbildnis um den Gipsabguss seiner Wangenpartie ( also um eine partielle Lebendmaske) ergänzte und damit sein gezeichnetes Selbstbildnis mit dem ‚unmittelbaren‘ Selbst-Abdruck kombinierte, baute Rivers für Eliza ein Relief, bei dem nur einzelne Partien des Gesichts in schrägen, aber immer noch planen Ebenen aus Holz aus der Fläche geho- ben sind. Die Zeichnung ist dafür zerschnitten, ausgesparte Partien ergeben mit der darunter kaschierten Metallfolie das Haar. Über das Gesicht wiederum legte Rivers eine grell Fragment

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