Leseprobe
12 US -amerikanische Kunst nach1945 im Städel Museum Angesichts dieser Bedeutung von Druckgrafik verwundert es nicht, dass US -amerikanische Kunst nach 1945 im Städel Museum zunächst ausschließlich in der Graphischen Sammlung und da eben im Bereich der Druckgrafik gesammelt wurde. 21 Kurt Schwarzweller (1911–1973) , der dem Graphischen Kabinett, wie es seinerzeit hieß, seit 1937 vorstand, 22 erwarb 1963 in Lausanne bei der Galerie A. et G. de May als erstes Werk eine Farblithografie von Mark Tobey ∕Abb. 5 . 23 Es folgten Drucke von Sam Francis, Leonard Baskin ∕Kat. 4, 5, S. 49 und 51 , Robert Rauschenberg, Jasper Johns, George Segal ∕Kat. 11, S. 77 , Roy Lichtenstein und Josef Albers. Schwarzweller, der, so Eduard Beaucamp, „die jungen Amerikaner als ebenso kühne ‚Designer‘ wie Techniker schätzte und […] mit bescheidenen Etatmitteln versucht hat, Beispiele dieser Graphik dem Städel zu sichern“, 24 leitete noch 1973, kurz vor seinem Tod, die Ausstellung Amerikanische Graphik der 60er Jahre in die Wege, eine von Christian Lenz kuratierte Überblicksschau mit Werken aus einer Schweizer Privatsammlung, die das große Interesse an der nordamerikanischen Kunst im Städel Museum dokumentierte. Die meisten Werke erwarb Schwarzweller für die zeitgenössisch ausgerich- tete Städtische Galerie, die seit 1907 dem Städelschen Kunstinstitut angeschlossen ist. Gleichzeitig war er bemüht die Verluste auszugleichen, die durch die Beschlag- nahmeaktion „Entartete Kunst“ 1937 entstanden waren. Bei den Ankäufen zeitgenös- sischer Kunst ist dabei grundsätzlich ein Schwerpunkt auf einer im weiteren Sinne gestischen Abstraktion zu erkennen. 25 Zu dieser wurde in Deutschland überwiegend auch der Abstrakte Expressionismus gerechnet, sodass sich die Druckgrafiken von Tobey und Francis an die ebenfalls für die Städtische Galerie erworbenen Werke von Wols, Antoni Tàpies oder Pierre Soulages anschlossen. Zeitgenössische figurative Arbeiten mit einem eher realistischen Formenvokabular finden sich dagegen weniger. Möglicherweise ist dies einer der Gründe dafür, dass Druckgrafiken der Pop-Art – von Andy Warhol, Robert Indiana, James Rosenquist, Mel Ramos oder Tom Wesselmann – nicht oder nur spärlich in der Sammlung vertreten sind. Abb. 6 Cover des Ausstellungskatalogs Kompass New York Frankfurter Kunstverein, 1967 / 68 Abb. 5 Mark Tobey, Composition, 1961 Farblithografie, 232 × 317 mm (Darstellung), Städel Museum, Frankfurt am Main
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