Leseprobe
13 Wichtige Impulse für die zeitgenössische Rezeption amerikanischer Kunst, sicher auch für das Städel Museum, waren dabei zunächst von den Bespielungen des US -amerikanischen Pavillons auf der Biennale in Venedig ab 1948 ausgegangen 26 sowie von den Ausstellungen, die im Auftrag der United States Information Agency ( USIA ) oder des International Program at The Museum of Modern Art, New York, in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen westdeutschen Städten gezeigt wurden. 27 Auf Interesse stieß vor allem der Abstrakte Expressionismus. Be- reits 1955 zeigte Arnold Rüdlinger in der dritten Schau seiner Tendences actuelles in der Kunsthalle Bern neben Werken von Wols, Georges Mathieu und Henri Michaux Gemälde von Jackson Pollock, Sam Francis und Mark Tobey. 28 Es folgten 1958 / 59 die beiden Wanderausstellungen des New Yorker Museum of Modern Art, Die Neue Amerikanische Malerei sowie Jackson Pollock, 29 die gleichfalls von Rüdlinger mit konzipiert wurden und die europäische Lesart des Abstrakten Expressionismus als ‚transatlantisches Informel‘ weiter förderten. 1959, auf der zweiten documenta, wurde der Abstrakte Expressionismus schließlich als wichtigste Entwicklung der Gegenwartskunst vorgestellt. 30 Knapp eine Dekade später, 1967 / 68, bot in Frankfurt die Ausstellung Kom- pass New York ∕Abb. 6 , die Jean Leering kuratiert und der damalige Direktor Ewald Rathke an den hiesigen Kunstverein geholt hatte, 31 einen eindrucksvollen Überblick über die pluralistische Kunst in New York. Neben Werken von Jackson Pollock wa- ren dort Gemälde von Mark Rothko, Robert Rauschenberg, Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Frank Stella oder Donald Judd zu sehen. Parallel dazu zeigte das Frankfurter Amerika-Haus Druckgrafiken amerikanischer Künstlerinnen und Künstler ∕Abb. 7 und trug damit auch dem „Graphic Boom“ Rechnung. 32 Gleiches gilt für die im Früh- jahr 1968 auf eine Idee des Galeristen Hein Stünke hin im Kölner Wallraf-Richartz- Museum organisierte Sonderschau Ars Multiplicata, die den Blick auf Druckgrafiken und Multiples internationaler zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler richtete. 33 Auf der vierten documenta 34 – die nicht ohne Grund den Beinamen „documenta americana“ 35 erhielt – waren schließlich Werke der Pop- und Minimal Art, auch Druck grafik und Multiples, in großem Umfang zu sehen. Die nordamerikanische Kunst war nun endgültig im westeuropäischen Kunst- und Ausstellungsbetrieb etabliert. Abb. 7 Blick in die Ausstellung Amerikanische Druckgraphik im Frankfurter Amerika-Haus, 1968 Foto: Mychalzik-Liesfeld, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt
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