Leseprobe
24 signierte Bellotto prominent mit seinem Namen sowie dem Künstlernamen seines Onkels, indem er auf einem Stein im Vordergrund einschrieb: »BERNARDO.BELLOTO/ DETTO. CANALETO / F.ANNO.1747.IN.DRESDA«. Es ist durchaus denkbar, dass Bellotto sich mit seiner ersten Vedute als Neuankömmling in die soziale Hierarchie des höfischen Umfelds einordnen wollte.15 Darüber hinaus lassen die beiden ersten Gemälde darauf schließen, dass Bellotto sich des Einflusses von Heinrich Graf von Brühl am Dresdner Hof bewusst und sein Status bei seiner Ankunft 1747 noch nicht klar definiert war. Sofern der junge Künstler aus Venedig sich als Zeichner hier selbst ins Bild brachte, nahm er absichtlich keine selbstbewusste Haltung auf dieser ersten Vedute ein; die sitzende Position und das Aufschauen zu dem älteren Hofmaler Thiele bezeugen vielmehr eine Orientierung an bereits etablierten Personen. In der Fassung für den Minister (Kat.-Nr. 82) verzichtete Bellotto sowohl auf die Figur des Zeichners als mögliche Selbstreferenz als auch auf die prominente Signatur. Eine nicht schriftlich dokumentierte Vereinbarung zwischen dem Künstler und Brühl führte dazu, dass Bellotto die Veduten in zweifacher Ausführung anfertigte und lieferte, zum einen an die Galerie des Königs und zum anderen an den Grafen.16 Die Radie- rung nach seinem ersten Gemälde, die in der Schriftleiste explizit auf die Galerie Brühls hin- weist, signierte er im ersten Zustand noch nicht mit dem Zusatz »peintre royal«, in den späte- ren Zuständen dagegen schon.17 Und auch in der Schriftleiste seiner Radierung nach der zwei- ten Vedute signierte er im ersten Zustand nur mit dem Künstlernamen; dafür findet sich der Hinweis, das Gemälde sei im Auftrag des Königs entstanden – und auch Brühl wird wieder benannt.18 Welche Rolle spielte Heinrich Graf von Brühl also für Bellottos Aufstieg in Dresden? Abb. 2 BERNARDO BELLOTTO Dresden vom rechten Elbufer oberhalb der Augustusbrücke , 1747 Öl auf Leinwand, 132 × 236 cm Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 602.
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