Leseprobe

25 BELLOTTOS STELLUNG BEI HOFE Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Vereinbarung zwischen Bellotto und Brühl, die Zyklen von Dresden und Pirna minimal abgewandelt und in der Größe geringfügig verändert zu wieder- holen, nie schriftlich fixiert wurde.19 Vielmehr scheint es ein Übereinkommen gewesen zu sein, das auf gegenseitigen Gefälligkeiten beruhte. Erst als Bellotto nach dem Siebenjährigen Krieg seinen Status verlor, an Gehalt einbüßte und nachdem August III. und Brühl verstorben waren, forderte er über eine Klage von den Erben Brühls 200 Taler pro geliefertem Gemälde ein, auf die er zu Lebzeiten Brühls nonchalant verzichtet hatte. Der Künstler hatte den Grafen und dessen Ehefrau Maria Anna Franziska sogar als Taufpaten für seine 1748 in Dresden geborene Tochter Maria Anna Henrica Isabella gewählt.20 Brühls Geliebte, die italienische Altistin Teresa Albuzzi-Todeschini, wurde 1757 ebenfalls Taufpatin für die letztgeborene Toch- ter Theresia Francisca Florentina.21 Brühl wiederum schenkte dem Künstler ein Service aus Meissener Porzellan,22 und Brühl war es auch, der das königliche Dekret ausstellte, mit dem Bellotto Zutritt zu den Festungen Sonnenstein und Königstein gewährt wurde, um diese zu zeichnen.23 Die Verbindung zu Brühl, der als Mäzen, Sammler und Premierminister die ein- flussreichste Persönlichkeit am Dresdner Hof war, spielte für Bellotto bei seiner Ankunft in Dresden und auch später eine entscheidende Rolle. Obwohl seine Anstellung als königlicher Hofmaler nie in Zweifel gezogen wurde, fehlen doch zwei wichtige Quellen, die seinen Status bei Hofe definieren. Zwar bezog Bellotto ein jährliches Salär von insgesamt 1 750 Talern24 – deutlich höher als jenes seiner Malerkollegen Detail aus Abb. 2 Abb. 3 JOHANN JOACHIM KAENDLER Hofnarr Fröhlich , 1736/37, Staffierung 1740 Porzellan, Bemalung: Aufglasurfarben und Gold, 24× 10×8 cm Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung, Inv. PE 150.

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