Leseprobe

95 in den venezianischen Kanälen darstellte, das häufig einen smaragdgrünen, brillant schim- mernden Farbton aufweist. Ein anderes Mal sind die Wellen fast schwarz und zeigen nur an den Rändern Reflexe des warmen Sonnenlichts.19 Während man auf den Gemälden seines Onkels oft ein Aufhellen der Farben durch Zugabe von Weiß und eine Tendenz zur Verwen- dung von Pastelltönen erkennen kann, verwendete Bellotto lieber tiefe Grün-, Braun- und Rottöne.20 In einigen Gemälden tritt kaltes Licht, welches charakteristisch für Canals Gemälde aus den 1730er Jahren ist, neben einer sehr detaillierten Wiedergabe der Wasseroberfläche und der Oberflächenstruktur von Gebäudewänden auf.21 Succi schrieb in seiner Analyse einer von Bellotto selbst angefertigten Replik der Ansicht des Campo Santi Giovanni e Paolo in Venedig von 1743, in der sich tiefe Schattenflecken von den blendend weißen Häuserfassaden ab­ heben, dass die Stimmung dieser Darstellung bereits die Atmosphäre der im darauffolgenden Jahr geschaffenen Ansichten von Gazzada ankündige.22 Der individuelle Stil des jungen Künstlers zeigt sich auch in der Staffage. In Bellottos Gemälden sind die Figuren sehr ver­ einfacht dargestellt – schlank, groß, mit kleinen Köpfen.23 Bezüglich der Maltechnik ist anzumerken, dass in Bellottos Gemälden viel häufiger als in jenen seines Onkels der Einsatz der Impastotechnik zu beobachten ist. In den Jahren 1740 und 1741 begleitete er Canal auf einer Reise nach Padua und perfektionierte seine Abb. 4 BERNARDO BELLOTTO Blick auf den Canal Grande mit den Palazzi Foscari und Moro Lin , 1740 Öl auf Leinwand, 101 × 162 cm Stockholm, National Museum, NM 49.

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