Leseprobe
110 rückte Bellotto die Szene in eine allgemeinere – eben mehr capricciohafte – Richtung.13 Das zweite frühe Capriccio Bellottos, das sich mit Canals Radierungen in Verbindung bringen lässt, ist jenes Bild, dessen Darstellung in der Lagune angesiedelt ist (s. S. 96, Abb. 5). Dort sieht man in der Ferne die Kuppel einer Kirche, bei der es sich um diejenige von S. Maria della Salute handeln könnte. Das dominante Gebäude mit dem markanten Bogen im Unter geschoss taucht in ähnlicher Form auf zwei Radierungen des Onkels aus der Folge Vedute altre prese da i luoghi altre ideate da Antonio Canal auf: Zum einen als ein ähnlicher Bau – ein Brunnenhaus –, eingebettet in eine jedoch ganz anders geartete Landschaft, zum anderen als eine Art Brückentor links von einem weiten Brückenbogen, über den gerade ein Wagen fährt (Abb. 3).14 Hier ist die Nähe zu Bellottos Gemälde noch deutlicher, übernahm er doch die Asymmetrie des Daches in spiegelverkehrter Weise. Dabei fügte er einen recht hohen Schorn- stein und ein Wappen über dem Torbogen hinzu. Aufgrund ihrer engen persönlichen und beruflichen Verbindung liegt es nahe, dass Bellotto schon während seiner Lehrzeit mit den Radierungen Canals vertraut war, dass er gar ihrer Ent- Abb. 2 GIOVANNI ANTONIO CANAL La Torre di Malghera , um 1735/1746 (als Folge publiziert um 1744/1746) Radierung, 295 ×431 mm (Pl.), 332 ×473 mm (Bl.) Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, A 1907-6.
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