Leseprobe
W as 2009 mit der Kampagne »Für Canaletto«, finanziert mittels eines medienwirksamen Spendenaufrufs der Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e.V. – MUSEIS SAXONICIS USUI, begann, entwickelte sich zu einem der umfangreichsten Restaurierungspro- jekte der letzten Jahre und findet nun mit dieser Ausstellung seinen Abschluss. Insgesamt konnten innerhalb von 13 Jahren zwölf der großformatigen Veduten der ehemaligen Residenzstadt Dresden umfassend maltechnisch untersucht und restauriert werden. Die größte Herausforderung bei allen Restaurierungen war die Retusche der erheblich geschädigten Himmel. Hier galt es, den durch die Alterung veränderten und in seiner Transparenz atmosphärisch wirkenden Blauton farblich und unter Berücksichtigung der Metamerie nachzuempfinden.1 Erste Erfahrungen bei der Restaurierung eines Werkes von Bernardo Bellotto konnten mit dem Gemälde Dresden vom linken Elbufer unterhalb der Festungswerke (s. S. 28, Abb. 5), bereits vor Beginn des Projekts gesammelt wer- den.2 Ein Gemälde aus der Reihe der 14 Ansichten, Dresden vom linken Elbufer oberhalb des Altstädter Brückenkopfes (Kat.-Nr. 14), besaß einen zufriedenstellenden und gleichmäßig gealterten Zustand und blieb darum im Rahmen des Projekts unbearbeitet. Die Ergebnisse, die aus der Untersuchung der Maltechnik dieser Werkgruppe gewonnen werden konnten, bieten einen nahezu geschlossenen Überblick zu Bellottos Schaffensphase zwischen 1747 und 1751/52. DAS FORMAT Bellotto arbeitete innerhalb der Dresden-Serie überwiegend in einem einheitlichen Standard- format mit den durchschnittlichen Maßen von 133 mal 236 Zentimetern.3 Erstmals größeren Formaten wendete sich Bellotto in der Zeit seiner Berufung an den Turiner Hof 1745 zu.4 Allerdings blieb er dort noch im Kantenverhältnis eines normalrechteckigen Formats von 3:4. Hier hat er vermutlich bereits die Einschränkungen erfahren, die dieses Format für Städtean- sichten mit sich bringt. Ob sich die monumental wirkenden Panoramaansichten von Dresden aus einer speziellen Beauftragung ergeben haben oder ob Bellotto individuell entscheiden konnte, muss allerdings ungeklärt bleiben. Ein Dokument, das uns Auskunft über den Zweck der Bilderproduktion Bellottos geben könnte, ist nicht überliefert. Mit der Ankunft in der Elbemetropole begann Bellotto nicht nur mit den Ansichten der Residenzstadt, sondern arbeitete auch an drei Ansichten von Verona, die er entweder mitge- bracht oder aber hier nach seinen eigenen Vorzeichnungen begonnen und vollendet hatte. Diese Gemälde haben ebenfalls die Maße des Dresdner Standardformats. Auch die Serie der Pirnaer Ansichten führte er in diesem Format aus und wiederholte jeweils die Gemälde für Graf Brühl in den gleichen Maßen. In seinen Wirkungsstätten Wien und München, auf die Bellotto während des Siebenjährigen Krieges ausweichen musste, entschied er sich ebenfalls für dieses Format. Daher muss diese Wiederholung eher seiner damaligen Arbeitsweise geschuldet gewesen sein, als dass sie einer speziellen Beauftragung entsprach. Dass die Gemälde unmittelbar nach ihrer Fertigstellung zunächst im »Vorrat« gelagert wurden, macht deutlich, dass eine sofortige Präsentation in der neu errichteten Galerie oder in den Privat gemächern Augusts III. nicht vorgesehen war. Eine Ausnahme stellen die beiden nahezu quadratischen Gemälde der ehemaligen Kreuzkirche und der Frauenkirche in Dresden dar (s. S. 37, Abb. 10 und S. 75, Abb. 4). Den Ausschlag für die Entscheidung des Größenverhältnis- ses wird hier womöglich die Darstellung zweier sehr kompakter Baukörper gegeben haben. Detail aus Abb. S. 24 √
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