Leseprobe

23 mit seinem rechten Arm stromabwärts deutet und als der Hofmaler Johann Alexander Thiele gilt.11 Obgleich die eher summarisch angelegten Staffagefiguren kaum über Porträtähnlichkei- ten zu identifizieren sind, geben doch Habitus oder Kleidung wichtige Hinweise. Der Vergleich mit zeitgenössischen Radierungen legt zudem die Vermutung nahe, dass Bellotto sich für die Anfertigung einiger Figuren an anderen künstlerischen Medien orientierte. Dies gilt beispielsweise für den etwas abseits stehenden, kurfürstlich-königlichen Hoftaschenspieler Joseph Fröhlich in Tiroler Tracht, von dem Johann Joachim Kaendler eine Figur für Porzellan modellierte (Abb. 3).12 Der Leibarzt der Königin Maria Josepha, Doktor Filippo di Violante, geht vermutlich auf eine grafische Vorlage zurück, die sich sowohl in der königlichen als auch in Bellottos Sammlung befand, nämlich eine von Matthias Oesterreich geschaffene Radierung nach Pierre Leone Ghezzis Caricature (Kat.-Nr. 119).13 Weitere Personen aus dem höfischen Umfeld sind der in Rückenansicht wiedergegebene beleibte venezianische Opernsänger Niccolo Pozzi und ein Bediensteter in türkischer Tracht. Links der Elbe erstrahlt prominent inszeniert die Gemäldegalerie des Grafen von Brühl – dem kurfürstlich-sächsischen und königlich-polnischen Premierminister – mit der davor befindlichen sogenannten Brühlschen Terrasse. Das helle Gebäude spiegelt sich im Wasser und ist somit zweifach im Bild präsent. Die Besitztümer Brühls hebt Bellotto in seinen ersten beiden Ansichten vom rechten Elbufer aus besonders hervor.14 Dahinter ragt die Kuppel der Frauenkirche empor, während die noch im Bau befindliche Hofkirche ohne ihren charakte­ ristischen Turm im Bildhintergrund optisch zurücktritt. Nur der Hausmannsturm als sichtbarer Teil des Residenzschlosses ist als Orientierungspunkt zu erkennen. Diese erste Vedute Abb. 1 BERNARDO BELLOTTO Die Etsch in Verona , 1745/1747 Öl auf Leinwand, 131 × 232 cm Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 604.

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