Leseprobe
51 [ 22 ] Zeichnungen La Cours zu Daubigny und Corot 1865 aus dem Skizzenbuch [ 23 ] Camille Corot Jeune Fille Mort wohl 1854 Cliché vert auf dünnem Velin 20,9×16,9 cm noch nicht fertig entwickelte Kunst. Werde nämlich immer nur die »gloire de la france« dekorativ fest geklopft, gewöhne sich das Publikum daran, »das Leben mit seinen Sorgen und Freuden als etwas zu betrachten, das außerhalb des Gebietes der Kunst liegt«. Soweit, so verständlich. Nun aber schließt La Cour übergangslos an: »Auch wird der Sinn für die Schönheit in der regungslosen 23 Natur geschwächt, da die Natur ja keine großen Ideen hat; die Begabun- gen, die aus schlichten Motiven möglicherweise etwas machen könnten, werden von ihr weggeführt.« 24 Natürlich ist es La Cour selbst, der diese Bega- bung für die regungslose Natur und die schlichten Motive immer mehr entwickelt. Das kann im Sozialen durchaus naiv, fast täppisch wirken, vor allem in der Großstadt Paris. An einem sommerlichen Sonntag steht er auf dem Triumphbogen. Er sei »ungefähr anderthalb Mal so hoch« wie der heimische Runde tårn, ein Observatorium aus dem 17.Jahrhundert in Kopenhagen, »oder vielleicht doppelt so hoch«, schreibt La Cour. Von oben blickt er über die Stadt, sieht die vielen Wagen auf der Champs-Elysées. Und dann hat er diese rührende Assoziation: »Sie sahen aus wie Ameisen, die hintereinander zum Maulbeer- baum im Pfarrhausgarten von Helgenæs laufen.« 25 Da steht La Cour in Paris, blickt auf das Straßen- leben, den verkörperten zivilisatorischen Fortschritt – und assoziiert damit Insekten aus dem heimischen Pfarrgarten! 26 Dabei ist dieser Anti-Großstadt-Moment noch nicht einmal der Höhepunkt des Paris-Aufent- halts. Der nämlich ereignet sich unter einem Baum außerhalb der Stadt, als La Cour die Schlossanlage in √
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