Leseprobe
113 [ 53 ] Hohe Buchen/Høje bøgetræer ohne Datum Öl auf Leinwand 39×60 cm einfach nicht so stark ängstigt und er daher weniger Empathie zeigt? Nicht nur hat er sich vor italienischen Räubern kaum gefürchtet. Sein Biograf weiß auch zu erzählen, dass La Cour an einem Spätsommertag einmal wieder an einem See sitzt und malt. Auf dem See ist eine Gruppe Enten-schießender Sonntagsjäger unterwegs, was der Maler zwar bemerkt, aber nicht näher beachtet. Als das Jägerboot auf ihn zukommt und dabei ein paar Enten aufscheucht, peitscht Schrot durch das Schilf vor La Cour. Was tun? Er erhebt sich einfach und ruft: »Darf ich darauf aufmerksam machen, dass die Maler bis Mitte November unter Naturschutz stehen!« Ist La Cour nicht nur kühl, sondern cool gewesen? Möglich. Doch seine soziale Scheu und Trockenheit sind nicht die eines Hasardeurs. Vielmehr lassen sie Schüchternheit vermuten. 8 Er hätte die Sonntagsjäger ja auch konfrontieren können. Wobei es hier gar nicht darum geht, seine Handlungen zu bewerten oder ein moralisches Urteil zu fällen. Es ist aber nichts Unge- wöhnliches, dass sich die Persönlichkeit eines Malers in seinen Gemälden wiederfindet, so ist oft argumen- tiert worden. Nicht zuletzt hat der große Kunstkenner Max J. Friedländer diese Position vertreten: »Das Kunstwerk ist ein Stück Natur, gesehen durch ein Temperament.« 9 Eine Natur, in der sich die Künstlerpersönlichkeit zeigt. Auf La Cours realistische Bilder trifft das deutlich zu – und nicht nur auf den sich entwickelnden Symbo-
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