Leseprobe

173 bedient er sich überall, findet hier die passenden Wolken, dort die dem Motiv zugeneigte Luftstimmung. Während er dann 1891 und in den nachfolgenden Jahren viele Varianten von der Flussmündung malt, von denen mindestens zwei als eigenständige Bilder und nicht nur als Studien gelten dürften, kehrt er 1895 noch einmal an diesen Ort zurück. Und er beginnt mit einer weiteren Arbeit. In seinem Skizzenbuch legt er eine Bleistiftzeichnung an, die die Mündung aus einer leicht verschobenen Perspektive ohne Fischerhaus zeigt [ ABB. 80 ] . Das gleiche Motiv, ein anderer Blick, vier Jahre später. Immer weiter versucht er, sein inneres Bild zu treffen, eine Stimmung zu variieren. Dazu notiert er erinnerungsstützende Zeilen für die spätere Arbeit im Atelier. Sie wirken einmal mehr wie ein Gedicht: »das Licht feiner […] bläulich etwas gelblich grün etwas wärmer lackartig […] schwach etwas dunkler bläulich schwach gräulich gelbe Zweige« 17 Immer wieder ist La Cours Natur als regional-­ geografisch verkannt worden. Aber auch seine über Jahre andauernde Verbildlichung der Fluss- mündung drückt nicht unbedingt Heimatgefühle aus, sondern ästhetischen Individualismus. Hier drängt die Sehnsucht nach dem perfekten Bild vors Naturgefühl, macht aus der Flussmündungs -­ Serie einen Höhepunkt La Cour’scher Strand­ malerei. Das Strandstück – bei Seen, daheim wie auch in Italien und der Schweiz, müsste man zusätzlich von Ufer­ stücken sprechen– ist das von ihm wohl am meisten genutzte landschaftsmalerische Untergenre. Da ist er fast immer ganz kühl und brillant unauffällig. Wo Land und Wasser sich treffen, ist seine Kunst zu Hause, siehe beispielsweise diese drei Bilder aus dem Umkreis von Aarhus [ ABB. 81–83] . In der Vormittagsversion der Flussmündung vom Juli 1895 aus der Sammlung Müller steht die Sonne oben links (sozusagen über dem Rahmen des Bildes) hoch am Himmel. Trotz der eigentlich realistischen Lichtführung hat man einen fast irreal hell wirkenden Lichtraum vor sich. Als käme die Helligkeit von überall. Fast noch stärker ist dieser Effekt beim Waldmühlenbach. [ 80 ] Vorzeichnung zur Flussmündungs-­ Version von 1895 1895 aus dem Skizzenbuch

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