Leseprobe

178 DER ANFANG VOM ANFANG Für die Weltjugendspiele 1951 in Berlin hatte mein Vater als Studien­ aufgabe der Hochschule für Bildenden Künste in Dresden Hand­ puppen entworfen. Seine Lehrer waren Mart Stam, Marianne Brandt und Hajo Rose. Sie fanden die Puppen großartig. Walter Ulbricht gefielen sie nicht und er wutschte sie vom Tisch. So hatte ich das Glück, mit diesen Puppen spielen zu können. 1951 bekam mein Vater das Patent DWP 5505 für den Schaukelwagen. Immer, wenn wir Geldsorgen hatten, fragte meine Mutter: »Hans, wo bleibt die Lizenz?« 1952 BILDHAUEREI MUSS SCHÖN SEIN Ich hatte mich erst einmal für Dachdeckerei entschieden. Das ist im Erzgebirge sinnvoller. 1953 ROTWILD ANLOCKEN GEFIEL MIR Mein Vater konnte Eidechsen mit der Hand fangen und Hirsche anlocken. Meine Mutter konnte schöne Gedichte aufsagen. Meistens waren die aus­ gedacht. Handpuppen, 1952 | Foto: Hajo Rose Fränzl am Hackstock | Foto: Ursula Brockhage Auf einer Waldlichtung Foto: Ursula Brockhage DIE WISMUT-HALDE Im Sommer zog die Familie nach Schwarzenberg. Ich blieb bei meiner Großmutter in Rittersgrün. Mein Vater arbeitete in Berlin am neu gegründeten Institut für industrielle Formgestaltung und entwarf Spielzeug. Ich bekam immer unspielbares Holz und verzog mich lieber auf die Wismut- Halde. Sie war mein Spielparadies. Während des Aufstands in Berlin schnitzte mein Vater die Stalinallee in der Spanschachtel und verletzte sich fürchterlich. »Stalin ist ein Schwein«, bemerkte meine Mutter. »Stalin isst ein Schwein« spielten wir mit den Hand- puppen. 1954 ICH BIN LINKSHÄNDER Schon als Säugling gab man mir die Flasche in die falsche Hand. Das Guten- Tag-Sagen war immer eine Katastrophe: »Gib die schöne Hand, Fränzchen!« Ich gab die Linke und bekam ein paar auf die Pfoten. Hans Brockhage, Schaukelwagen, 1950 Foto: Armin Hermann

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1