Leseprobe
179 Dazu benutze ich immer die rechte Hand. An Behörden schreibe ich grundsätzlich mit der rechten Hand. Ich kann mit der rechten und der linken Hand zugleich schreiben. 1956–1964 MEINE ZUCKERTÜTE WAR KLEIN 1956 kam ich auf die Ernst-Schneller- Schule in Schwarzenberg. Ich war ein guter Pionier, wurde von Hilde Schneller für gutes Wissen ausgezeich- net und bekam als bester Altstoff sammler einen schwarzen Deutschen Widder, dem ich ganz allein einen Kaninchenstall baute. Einschulung in Schwarzenberg mit meinem Buddelkastenfreund Matthias Günther, genannt Matze, und meiner Schwester Cornelia | Foto: Ursula Brockhage Ostereiersuchen mit meiner Mutter und Rüdiger, dem Rüpel, hinter unserem Haus in Rittersgrün Foto: Hans Brockhage Vor der Wismut-Halde hinter unserem Haus in Rittersgrün Foto: Ursula Brockhage Spezielles Essbesteck schmiedete mir mein Onkel. Die Suppe lief den Löffel runter, wollte ich die Linke nehmen. Ich musste mit der Rechten essen, konnte nichts schmecken, heiß und kalt nicht unterscheiden. Ich habe mir den Mund verbrannt, begann zu stottern. Offiziell musste ich rechts schreiben, heimlich schrieb ich links. Ich hatte drei Schriftbilder: ein erzwungenes mit der Rechten nach rechts, ein heimliches mit der Linken nach rechts und zu guter Letzt ein spiegelverkehr- tes mit der Linken nach links. Heute benutze ich alle Schriftrichtungen. Formuliere ich ein Gefühl, schreibe, oder besser, denke ich links. Ich male. So, wie ich auch nur mit der linken Hand zeichne, modelliere, schnitze oder hacke. Es sei denn, ich muss einen Strich von links nach rechts ziehen.
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