36 Die Fotobücher der 1970er Jahre 127 Vgl. Chuang 2009: 54–55. Robert Adams nimmt hier auf die beiden grundlegenden Erscheinungsformen fotografischer Einzelbilder im Buch Bezug: die unmittelbare Gegenüberstellung zweier (oder mehrerer) Motive auf der Doppelseite und die Entfaltung einer Bildfolge über mehrere aufeinanderfolgende Seiten. Papageorge veranschaulicht am Beispiel der Fotobücher über die Colorado Front Range, wie viel Zeit Adams im Vergleich mit der fotografischen Feldarbeit in der Dunkelkammer und mit der Bildredaktion verbringt; vgl. Papageorge 2011 [2001]: 55–56. 128 Eric Sandeen spricht von »historically based studies of rural structures, landscapes, and ways of life« (Sandeen 2009b: 97). 129 Die Fotografien sind in über 20 Gemeinden in einem relativ eng umgrenzten Gebiet östlich der Colorado Front Range im Nordosten Colorados entstanden. Zu den näheren Umständen vgl. Sandeen 2009b: 98–99. Adams 2009 das Prinzip, nach dem er gemeinsam mit seiner Frau die Reihenfolge der Bilder festlegt: »That final step usually involves [...] laying out all the conceivably appropriate pictures for the book in a line, in a roughly plausible sequence, after which we make a stack of the pictures in that order and go through it to see how they might work as singles or doubles on a spread.These two steps are then repeated over and over again. We’ve found that we have to keep approaching the problem in both ways in order to find the overall structure of a book, as well as how the book will work at arm’s length, two pages at a time.«127 Ähnlich reflektiert geht Robert Adams auch mit den Sprachtexten seiner Bücher um. Zwar setzt er dieses Ausdrucksmittel zunehmend reduziert ein. Die in der Regel von ihm selbst verfassten Texte bilden aber dennoch einen grundlegenden Bestandteil der Bücher und betten die Bildfolgen gemeinsammit den Buchtiteln und den Bildunterschriften in bestimmte Bedeutungszusammenhänge ein. Entsprechend besteht das Erkenntnisinteresse hinter den folgenden Fotobuchanalysen darin, zu klären, wie Robert Adams seine plurimedialen Erinnerungsräume konstruiert, welche Bedeutung er ihnen zuschreibt und wie sich die Arbeitsweise und die zugeschriebenen Bedeutungen gegebenenfalls über die Dauer des Betrachtungszeitraums hinweg verändern. The Old West – eine euro-amerikanische Kulturgeschichte des ländlichen Colorado Mitte der 1960er Jahre beginnt Robert Adams, der zu dieser Zeit noch als Collegelehrer arbeitet, mit den Aufnahmen, die später in seine beiden ersten Fotobücher eingehen werden: White Churches of the Plains. Examples from Colorado (1970) und The Architecture and Art of Early Hispanic Colorado (1974). Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Fotografien nicht von vornherein im Hinblick auf die beiden Buchprojekte aufgenommen wurden. Beide Werkgruppen sind als heimatkundliche Studien über ländliche Regionen im US-Bundesstaat Colorado angelegt: namentlich den Osten der Great Plains (White Churches) und das San Luis Valley im Süden an der Grenze zu NewMexico (Early Hispanic Colorado).128 Robert Adams war im Alter von 15 Jahren mit seiner Familie nach Colorado gezogen und lebte zum Zeitpunkt der Aufnahmen nach einigen Studienjahren in Kalifornien wieder dort. Den Anstoß für das lokalhistorische Interesse wie auch für die Arbeit mit demMedium Fotobuch hat er wohl nicht zuletzt von Myron
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