Leseprobe

37 The Old West – White Churches of the Plains Wood erhalten. Bezogen auf das Verhältnis zwischenWort und Bild gibt das Textmuster der heimatkundlichen Studie potenziell einige Einschränkungen vor, und zwar quantitativ (mehr Wort, weniger Bild) wie qualitativ (dienende Funktion der Bilder). Gleiches gilt für das narrative Potenzial des Bildes im Sinne vonWerner Wolf (beschreibend statt erzählend). Gleichwohl enthalten beide Fotobücher, wie zu zeigen sein wird, substanzielle narrative Ansätze. White Churches of the Plains. Examples from Colorado (1970) In seinem ersten Fotobuch, White Churches of the Plains. Examples from Colorado (Abb. 3), widmet sich Robert Adams der Kulturgeschichte der euro-amerikanischen Besiedlung der Great Plains im Nordosten des US-Bundesstaats Colorado. Als Exempel wählt er die erhaltenen Kirchenbauten unterschiedlicher christlicher Kongregationen in den oft winzigen Siedlungen aus der Zeit um 1900, ein Großteil davon einfache Holzbauten mit dem typischen, titelgebenden und auf der Prärie weithin sichtbaren weißen Anstrich. White Churches trägt zumindest vordergründig den Charakter einer populärwissenschaftlichen Heimatkunde mit kenntnisreichen Anmerkungen zur Architektur-, Glaubens- und Siedlungsgeschichte sowie zur Nutzung der dargestellten Kirchenbauten in der Gegenwart. In einem ausführlichen Essay deutet Robert Adams die Frühzeit der euro-amerikanischen Siedlungsgeschichte der Region als ein Musterbeispiel fleißiger und bescheidener Lebensführung im Einklang mit der Natur – eine Lesart, mit der er an bestehende Konzepte des Old West als einem nationalen Erinnerungsraum anknüpft. White Churches erscheint 1970 in der fünf Jahre zuvor gegründeten Colorado Associated University Press, Boulder. Das Buch enthält 57 Bildtafeln nach Schwarzweißfotografien, aufgenommen in den Jahren 1965 bis 1968. Abgebildet sind insgesamt 33 Kirchenbauten aus der Zeit zwischen 1888 und 1928; hinzu kommen am Ende des Buches Ansichten eines zweistöckigen Krämerladens und eines Schulgebäudes, beide im selben schlichten Stil wie die Kirchen gehalten. Den Abschluss bildet die Aufnahme eines Einwandererfriedhofs inmitten der Prärie.129 Auffällig ist, zumal im Vergleich mit Adams’ späteren Fotobüchern, der beträchtliche Umfang der Sprachtexte. Auf das Vorwort von Thomas Hornsby Ferril folgen eine knappe Vorrede und ein 16-seitiger Essay, beide von Robert Adams selbst verfasst. Abgesehen von einer Fotografie auf dem Frontispiz und einer weiteren, die gegenüber der ersten Seite des Essays platziert und

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