38 Die Fotobücher der 1970er Jahre 130 Bezeichnenderweise trug eine Ausstellung über die beiden ersten Werkgruppen 2014 in der Galerie Thomas Zander den Titel Buildings in Colorado; vgl. Adams 2014 a. Robert Adams hatte zu dieser Zeit ein großes Interesse an Architektur, das sich auch in den Motiven seiner ersten Fotobücher niederschlug. Im Interview mit Thomas Dugan äußert er dazu: »I took a year course in architectural drawing in high school, of all places [...] I learned a lot, and have kept reading and looking around ever since. When we were in Europe my wife and I spent most of our time in Scandinavia looking at new towns and old churches. And at several unforgettable new churches around Cologne by a man named Rudolf Schwarz [...] I’ve never experienced buildings like those. Someone said they re-established the orthodox definition of a church as the ›container of the uncontainable,‹ and they did« (Dugan 1979: 175–176). Vgl. zu Adams’ Interesse an Architektur im Allgemeinen und den Kirchenbauten von Schwarz im Besonderen: Adams 2014b. 131 Laut Chuang konzediert Adams: »the only way I knew« (Chuang 2011: 30). somit ebenfalls als eine Art bildliches Motto angelegt ist, sind Wort- und Bildteil klar voneinander getrennt.Der Tafelteil weist keinerlei Binnengliederung auf. Ein Kirchenbau folgt auf den nächsten. Gemäß dem Muster des Sachbuchs finden sich unter den Tafeln relativ ausführliche Bildunterschriften mit Hinweisen zu Name, Ort und Baujahr der jeweiligen Kirche sowie kurze Anmerkungen zur Bau- und Siedlungsgeschichte. Fotografien Für die Aufnahmen zu White Churches of the Plains verwendete Robert Adams eine Großformatkamera der Marke Sinar (4×5 Zoll). Wie sich bereits am Titel des Buches ablesen lässt, handelt es sich eher um Architektur- als um Landschaftsaufnahmen.130 Zuweilen bettet Robert Adams die Gebäude und Siedlungsstrukturen aber auch in ihren landschaftlichen Zusammenhang ein. Diese Praxis wird er in den folgenden Büchern fortsetzen und verstärken, bevor er sich für From the Missouri West (1980) erstmals der reinen Landschaftsfotografie widmet, jenem Sujet also, das sein weiteres Schaffen bestimmen wird. Verglichen mit seinen späteren Fotobüchern nutzt Robert Adams die Einzelbilder in White Churches noch nicht oder zumindest nur in Ansätzen im Sinne der Erzählung. Sie dienen ihm stattdessen – im Einklang mit den Gepflogenheiten eines Sachbuchs – fast ausschließlich zur anschaulichen Vermittlung der Motive. Grundsätzlich lassen sich in White Churches drei Bildmuster unterscheiden. Das weitaus am häufigsten verwendete Schema ist die Frontalansicht des Portals, wobei der jeweilige Kirchenbau in der Mitte des Bildes platziert ist und den Rahmen nahezu vollständig ausfüllt (Abb. 4, links).131 Nicht selten ist dieses Muster auch geringfügig variiert, indem das Gebäude von schräg vorn aufgenommen wird (Abb. 4, rechts).Diese Art der Darstellung eröffnet einen möglichst vollständigen Blick auf den jeweiligen Bau und gewährt so Rückschlüsse auf das Verhältnis von Grundriss, Turm und anderen charakteristischen Bauformen wie Portal und Fenstern. Eine weitere Variante dieses Bildmusters, die denselben Zwecken dient, ist die Seitenansicht. Sehr vereinzelt präsentiert Robert Adams in White Churches auch die Rückansicht eines Kirchenbaus. Auch die Nahaufnahme eines architektonischen Details, das zweite Bildmuster in White Churches, dient der Dokumentation. In seltenen Fällen verengt Robert Adams den Ausschnitt dabei so sehr, dass der räumliche Zusammenhang verloren geht und die abstrahierenden Qualitäten der Komposition in den Vordergrund rücken (Abb. 5, rechts). Ein drittes, allerdings nur spärlich gebrauchtes Bildmuster zeigt die Kirchenbauten in ihrem größeren landschaftlichen Zusammenhang (Abb. 5, links). Diese Aufnahmen 3–5 Robert Adams White Churches of the Plains, 1970 Colorado Associated University Press 84 Seiten, 25,3×21,6 cm Ohne Seitenzählung
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