Leseprobe

45 The Old West – White Churches of the Plains ist, wird sich im weiteren Verlauf des Adams’schen Werks zu einem regelrechten Topos entwickeln. Letztlich bekräftigt er so die Expertise des Autors und bindet damit den fiktionalen Erinnerungsraum enger an den geografischen Ort. Während Ferrils Ausführungen dem Erinnerungsraum Old West also mit nostalgischem Unterton eine bestimmte, auf etablierten Zuschreibungen beruhende Bedeutung einschreiben sollen, bemüht sich Robert Adams in seiner eigenen kurzen Einleitung – ihrerseits ein Paratext, der die Bedingungen der Lektüre konturiert – um eine Objektivierung des dort gezeichneten Bildes. Durch Verweise auf die Quellenlage, darunter Archive zur Regionalgeschichte sowie einige Wissenschaftler mitsamt deren einschlägigen Studien, und auf eigens versandte Fragebögen betont er den wissenschaftlichen Charakter seines Unterfangens.146 Darüber hinaus hebt auch er die vermeintliche Beispielhaftigkeit der dokumentierten Kirchenbauten für den gesamten US-amerikanischen Westen »from Texas to Montana« hervor: »The scale of this study is limited, but the subject matter is typical of an extensive architecture [...] Colorado, situated about in the middle, affords a characteristic sampling.« (Adams 1970: 7).147 Auf das Vorwort folgt der 16-seitige Essay über die frühen euro-amerikanischen Kirchenbauten verschiedener Kongregationen auf dem Gebiet des heutigen US-Bundesstaats Colorado. Der Text ist in sechs Abschnitte unterteilt, die grafisch allein durch breitere Absätze und eine graue Unterlegung der jeweils eröffnenden Worte des neuen Abschnitts voneinander getrennt sind (vgl. Abb. 7, rechts). Diese Überschriften lauten: »The Land is Extreme« (S. 11–12), »Settling on the Western Prairie« (S. 12–14), »Worship began simply« (S. 14–21), »Once built, these ›Buffalo Grass Charges‹« (S. 21–24), und »To find & visit these remaining Churches« (S. 24–26). Robert Adams verknüpft in seinem Essay Elemente einer Architektur- und Siedlungsgeschichte der Region mit einer stark christlich gefärbten Deutung der euro-amerikanischen Besiedlung. Am Beginn steht eine kurze Charakterisierung des Naturraums, gefolgt von einer Chronologie der euro-amerikanischen Besiedlung, die er ganz bewusst in Analogie zur Heilsgeschichte setzt. Der Tenor des Textes entspricht wie bereits in Ferrils Einleitung dem von Merchant analysierten recovery narrative: Die ehemals harmonische Beziehung des Menschen zur Natur sei akut bedroht.148 Dem Text als Motto vorangestellt ist der 23.Vers aus dem dritten Kapitel des alttestamentlichen Buches Ezechiel: »The Glory of the Lord stood there« (»Und siehe, dort stand die Herrlichkeit des Herrn«, Adams 1970: 9). Auf diesemWege – über den Paratext Motto – identifiziert Robert Adams die Landschaft der Great Plains mit der Schöpfungslandschaft. Auf der nächsten Doppelseite platziert er die Aufnahme der Walk’s

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