Leseprobe

47 The Old West – White Churches of the Plains and I will there walk with thee. Then I arose, and went forth into the plain: and, behold, the glory of the Lord stood there.« (Adams 1970: 12).151 Mit »Settling on the Western prairie« folgt im zweiten Kapitel ein etwa zweiseitiger Überblick über die höchst wechselvolle, von Missernten, Armut und Landflucht geprägte Geschichte der euro-amerikanischen Besiedlung und Kultivierung des kargen Landes. Bezeichnend daran ist, wie Adams die Siedlungsgeschichte hier im Sinne von Merchants christlichem recovery narrative an die Erzählung des Bibelverses anschließt und so das Bild eines Volkes zeichnet, das unter Überwindung größter Widerstände – gleichsam als tätige Buße für den Sündenfall – die Erde kultiviert.152 Unter der Überschrift »Worship began simply« schildert Robert Adams im dritten Abschnitt detailreich die historische Entwicklung der verschiedenen, meist sehr kleinen Gemeinden im spärlich besiedelten Nordosten Colorados und deren religiöse Praxis von den frühen Wanderpredigern bis zur Errichtung der ersten Kirchenbauten. Dabei geht er sowohl auf die verwendeten Baumaterialien als auch auf die Schwierigkeiten der Finanzierung,Materialbeschaffung sowie Planung und Errichtung der Gebäude ein. Im Einklang mit der im Vorwort etablierten Lesart der White Churches als Symbole nationaler Identität interpretiert der Autor auch die Orientierung an Bauformen aus Neuengland: »[T]he later pioneers legitimately felt and wished to express a spiritual link with America’s founders.They too had migrated in faith, and they too confronted a vast and hostile landscape. By adopting the New England designs they created strikingly beautiful buildings while suggesting a reassuring stability and continuity« (Adams 1970: 17). Auf der Grundlage von offenkundig intensiven Recherchen, sowohl in Bezug auf das Studium der erhaltenen Bauten als auch auf die Auswertung der etlichen, zum großen Teil selbst geführten Interviews mit Zeitzeugen, vergleicht Robert Adams in der Folge diverse Bauformen. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass sich die Holzkirchen durch eine erstaunlich einheitliche – selbst die Grenzen zwischen den verschiedenen Nationalitäten und Kongregationen überschreitende – Architektur auszeichnen, die er als Ausdruck eines Strebens nach einer gemeinsamen US-amerikanischen Identität interpretiert: »In fact, the anonymity of the outside may have resulted from a desire not only to be but also to appear to be American« (Adams 1970: 17). Es folgen Ausführungen zur Geschichte der Kirchenbauten und der jeweiligen Gemeinden, an deren Ende Adams resümiert, dass in den ausgehenden 1960er Jahren viele Bauten verfallen sind oder umgenutzt wurden. Dabei rekurriert er erneut auf den von Merchant analysierten Topos des vermeintlichen moralischen Verfalls.153 Bezeich-

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