Leseprobe

48 Die Fotobücher der 1970er Jahre 154 Adams 1970: 6. 155 Vgl. Anm. 46 und 47. 156 Stephan 2015: 59 (wie Anm. 62). 157 Wie im Falle der Kombination von North of Keota mit der Geschichte des Lokalzeitungsredakteurs evoziert Robert Adams auch hier weitere Sinneseindrücke wie das Geräusch des knackenden Holzfußbodens und die Haptik der alten Bibeln. Allerdings sind Sprachtext und Bilder nicht auf derselben Seite wiedergegeben, sondern durch mehrere Seiten voneinander getrennt. Die Überblendung von Wort und Bild erschließt sich also nur durch wiederholte, aufmerksame Lektüre. nend ist an dieser Passage zweierlei: das Heraufbeschwören einer »seemingly final time«, mit dem der Autor Ferrils Gedanken des »will soon be gone« aufgreift,154 und die Verknüpfung des kulturellen Verfalls mit der industriellen Wirtschaftsform: »For another and seemingly final time most of the small prairie communities are dying. In part it is again the problem of recurring drought. More lethal, however, has been the decline of small farms in favor of highly mechanized, large-scale corporate efforts.The direction is clear to everyone« (Adams 1970: 23). Im letzten Abschnitt, »To find & visit these remaining churches«, gibt Robert Adams Hinweise zur Auffindbarkeit der im Buch vorgestellten Kirchen und zu deren Eindruck auf den zeitgenössischen Betrachter der späten 1960er Jahre: »If the church is in a town, the first sight of it is likely to be one of the bell tower, rising along with the community grain elevator and water tank above the trees. The town, in fact, will not differ greatly from what it was thirty years ago« (Adams 1970: 24). Er beschließt seine Ausführungen mit einem weiteren Bibelvers (Psalm 19, 2–7): »The heavens declare the glory of God; and the firmament sheweth his handywork« (Adams 1970: 26). Bemerkenswert daran ist die narrative Vermittlung des Bibelworts. Der Erzähler spricht den Leser erstmals direkt an und betritt gleichsam mit ihm zusammen die Ebene der fiktionalen Landschaft, die diegetische Welt:155 »Inside it is cooler and relatively dark, except for the light extending in panels across the floor from the southern windows.The only sound is of the wooden floor as you walk. [...] Opening the door to leave, you may decide to walk the fifty yards to the cemetery behind the church [...] How remote, to the immigrants buried here, must this place have seemed from the lakes and birch forests of northern Europe? And yet, marked in more than one settler’s Bible was Psalm 19« (Adams 1970: 25–26). Robert Adams überblendet hier gleich auf mehreren EbenenWort, Bild und Topografie. Indem er im Sprachtext den seitlichen Lichteinfall in den Kirchenraum beschreibt (»the light extending in panels across the floor«), stellt er unausgesprochen einen Bezug zur Innenansicht der Avondale Methodist Church (Adams 1970: 42) her, in der eine identische Szenerie festgehalten ist (Abb. 9).Wenige Zeilen später betritt er gemeinsam mit dem Leser/Betrachter den Friedhof nördlich von Bethune (»you may decide to walk the fifty yards to the cemetery behind the church«), dessen Ansicht den Bildteil beschließt (Adams 1970: 83) (vgl. Abb. 8). Diese Strategie der Überblendung von Sprach- und Bildraum mit dem topografischen Raum im Sinne eines authentischen Erinnerungsraums lässt sich mit Stephans Begriff der »narrativen Vergegenwärtigung« beschreiben,156 ähnlich übrigens der Verbindung von North of Keota mit der Episode über Clyde

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