50 Die Fotobücher der 1970er Jahre 158 Robert Adams hatte ursprünglich vor, das Buch schlicht White Churches zu nennen, bevor ihm Verlag und Gestalterin den merklich sachlicheren Untertitel auferlegten. 159 Bender beklagt in einer zeitgenössischen Rezension den hohen Preis von 9.75 $ für das Buch (vgl. Bender 1971), während Shipman die »exzellente« Reproduktionsqualität hervorhebt (Shipman 1976). Möglicherweise klingt in Benders Bewertung auch die Unsicherheit darüber an, ob es sich bei White Churches um ein Sach- oder ein Kunstbuch handele. 160 Im Interview mit Thomas Dugan äußert Robert Adams: »The essay is better than most of the pictures.Though I hope the pictures are competent – a few of them I think are even better than that [...] The history of the design of White Churches is a little sad, however. It was supposed to be a clean, austere book, but it fell into the hands of an imperious designer and production supervisor in Santa Fe. I had a commitment that the book was to involve no bleeds, nothing was to run into the gutter, and so on, but I didn’t know enough to distrust her.« (Dugan 1979: 174) Vgl. zur Gestaltung von White Churches außerdem Adams 2011 (3): 89. Welche gestalterischen Entscheidungen von Adams selbst getroffen oder auch nur gutgeheißen wurden, lässt sich im Einzelnen nicht mehr rekonstruieren. 161 In diesem Sinne äußert sich auch Shipman: »The book design of White Churches is a little old fashioned, with an unnecessary variety of picture format and arrangement.« Allerdings fügt sie einschränkend hinzu: »but this is not excessive« (Shipman 1976). 162 Vgl. Dugan 1979: 172–173. Die Aufnahmen zu Adams’ erstem Fotobuch erforderten merklich weniger Aufwand, da sich die Kirchen in der unmittelbaren Umgebung seines damaligen Wohnorts befanden. 1972 kehrte Adams allerdings für einige weitere Aufnahmen noch einmal in das San Luis Valley zurück; vgl. Papageorge 2011 (3): 68, Anm. 5. Anders als Einleitung und Essay vermitteln die bis zu siebenzeiligen Bildunterschriften ausschließlich Informationen zur Bau- oder Nutzungsgeschichte der Kirchen, zu architektonischen Details wie Türen, Fenstern, Türmen oder Giebeln oder zur landschaftlichen Umgebung (vgl. z.B. Abb. 4, 5). Unter mindestens einer Abbildung eines jeden Kirchenbaus ist eine solche Legende angeordnet. Dabei erscheinen jeweils in Kapitälchen der Name der Kirche und des Ortes sowie das Jahr ihrer Erbauung. Diese Informationen gelten somit dem topografischen Raum. White Churches lässt sich also parallel auf zwei unterschiedlichen Ebenen lesen: als Kulturgeschichte einer bestimmten Region und als Entwurf eines synekdochisch verstandenen Erinnerungsraums – des historischen, moralisch intakten Old West.158 Buchgestaltung White Churches of the Plains erscheint 1970 als Hardcover in einer Auflage von 2 500 Exemplaren.159 Es misst 10×8 ½ Zoll (25,3×21,6 cm). Adams’ Debüt zählt zu den wenigen Fotobüchern in seinem Werk, in deren Gestaltung er nicht eingebunden war. Mit den Entscheidungen der vom Verlag beauftragten Gestalterin Helen Gentry (1897–1988) zeigte er sich in der Rückschau äußerst unzufrieden. Zwar sei man der von ihm vorgeschlagenen Bildsequenz gefolgt. Verschiedene gestalterische Entscheidungen – allen voran die Beschneidung mehrerer Fotografien – seien jedoch ohne seine Kenntnis und gegen seinen Willen getroffen worden. Insofern ist die Gestaltung nur bedingt aussagekräftig für Robert Adams’ Vorstellung von diesem Buch.160 Der Tafelteil erweckt in seiner Gesamtheit einen unentschiedenen, geradezu paradoxen Eindruck: Er wirkt nämlich zugleich unruhig und monoton.Während die Monotonie in erster Linie auf die relative Ähnlichkeit der fotografierten Kirchenbauten und die recht begrenzte Zahl an Bildmustern zurückzuführen ist, wird die Unruhe durch die unterschiedliche Größe der Abbildungen und deren uneinheitliche und noch dazu unmotiviert wirkende Verteilung auf der Seite hervorgerufen (vgl. S. 69/70). Auf ein und derselben Doppelseite finden sich Querformate neben Hochformaten und annähernd quadratischen Bildern. Manche sind mittig auf der Seite platziert, andere nach unten und wieder andere nach oben versetzt. Wiederholt sind die Fotografien dabei an verschiedenen Rändern angeschnitten.161 Statt Einheitlichkeit und formale Strenge zum Prinzip der Buchgestaltung zu erheben, wie es Robert Adams von The New West an tun wird, wirken die Maßnahmen von Helen Gentry wie der unbedingte Versuch, die beschriebene Gleichförmigkeit der
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